„Deutschland lässt sich nicht erpressen“

Demütigung in Teheran

Demütigung in Teheran

„Mit Terroristen ist nicht zu verhandeln“, Helmut Schmidt, 1977.

Seit gestern sind die beiden Journalisten der „Bild am Sonntag“, die vom Iran ungerechtfertigt inhaftiert wurden, wieder frei. Sie waren ein Pfand in den Händen Teherans mit dem Ziel, dies gegen Legitimität für das Regime einzutauschen. Der Handel ist aufgegangen. Die angeblichen Visa-Vergehen waren alberne Petitessen, die in jedem Rechtsstaat als Ordnungswidrigkeit wegverwaltet worden wären. Die Gefangennahme der Reporter durch den Iran hingegen war Geiselnahme, im Kern ein Akt von Staatsterrorismus. Und beileibe kein Einzelfall.

„Wir können uns nicht erpressen lassen von Leuten, die so Schreckliches mit anderen Menschen machen.“ Bundeskanzlerin Merkel, März 2007 in einem anderen Fall von Geiselnahme. Aus dieser  Quelle stammt auch das Zitat in der Überschrift

Trotz der einschlägigen Rhetorik, wonach man nicht mit Terroristen verhandele, geschah hier nicht nur genau dies. Man schickte auch noch den Vizekanzler und Bundesaussenminster zum Verhandeln und zur Lösegeldübergabe.

Naheliegenderweise ist es die wohl vorrangigste Aufgabe der Bundesregierung, alles in ihrer Macht stehende für die Sicherheit der Bürger ihres Landes zu tun. Dabei muss es aber auch darum gehen, durch Fehler keine größeren Risiken für zukünftige Fälle zu schaffen. Aber ist nicht genau dies aufgrund des hohen diplomatischen Preises, den Westerwelle gezahlt hat, geschehen?

Der Iran, ein Land, in dem es keine Homosexuellen gibt, hat den Showdown mit Deutschland gewonnen. Andere totalitäre Regime werden genau beobachtet haben, wie man von Deutschland für Akte von Staatsterrorismus belohnt wird. Westerwelle hat dem Repräsentanten des weltweit geächteten Mullah-Regimes Ahmadinedschad die Hand geschüttelt. Übertragen in der „tagesschau“ zur besten Sendezeit.

Das ein deutscher Aussenminister sich dann auch noch, wie geschehen, durch eine Pressemeldung aus dem Büro des Schergen Ahmadinedschad derart demütigen lassen muss, wie es hier geschehen ist, zeigt die Konsequenzen dieser wohlgemeinten Politik der Schwäche. Denn: Nach Angaben von Ahmadinedschads Büro ging es bei dem Treffen mit dem iranischen Präsidenten um „regionale Fragen, die Lage in Afghanistan sowie um die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit im Kampf gegen Terrorismus und Drogenschmuggel“.

Für die oberflächlichen Verharmlosungen in der „FAZ“ fehlt mir jedes Verständnis.

© Joachim Nikolaus Steinhöfel 2011

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Kommentare

  1. Nun, ich dachte, mit Google würde das schon klappen…

    ..es sind die Geschmeide und Edelsteine, die vor bestimmte Borstenviecher, die manche Menschen essen, geworfen wurden.

    Der Sprecher in der Geschichte kritisiert derlei Fütterungspraktiken… 😉

  2. max

    Lieber Chaim, da hast Du mich offensichtlich überfordert. Mt 7,6 ? Da steh ich etwas auf dem Schlauch. Bin auch bereit, Bildungslücken einzugestehen.

  3. @max – natürlich alles zur Kenntnis genommen, meine Anmerkung erfolgte auch mehr für andere Leser, und nicht für die, die Finkelstein für zitabel halten, und noch weniger für die, bei denen mir dann eigentlich nur noch dieses hübsche Wort von Mt 7,6 einfällt… 😉

  4. max

    Lieber Chaim, Du hast doch die superfundierten Beiträge unseres Nicht-Freundes-des-Braunen-Salons gelesen. Meinst Du, es wäre gut gewesen, ihn auch noch darauf hinzuweisen? Meinst Du, der hätte das verstanden? Wo er doch Finkelstein für einen „Nahost Wissenschaftler“ hält? Wäre doch etwas viel für den Guten gewesen.

  5. Fast noch „schöner“ als der Kniefall Westerwelles in Teheran – das Ereignis könnte fast das Bild vom Canossa-Gang ablösen – ist das Herumgehacke in diesen Kommentaren. Wobei der hinlänglich bekannte Crackerjack natürlich mal wieder sein anti-israelisches Süppchen kocht auf dieser Flamme.

    Nur zwei Zitate, die ich kommentieren möchte:

    (max) „Der “bekannte Nahost-Wissenschaftler”(ah ja, ist er das denn?) Dr. Finkelstein ist übrigens schlicht ein Antisemit (ja,ja, auch wenn er selbst Jude ist).“ – Eben. In diesem Fall hat der glühend bekennende Antisemit F. die Funktion des „Alibijuden“.

    (NUB) „In der Tat muss man sich fragen, ob man mit Kuscheldiplomatie und Lösegeldzahlungen nicht einen Anreizfaktor unterstützt, Deutsche im Ausland als Geiseln zu nehmen.“ – Natürlich tut man genau das damit. Das Geschäft blüht, nicht nur in Somalia.

  6. NUB

    In der Tat muss man sich fragen, ob man mit Kuscheldiplomatie und Lösegeldzahlungen nicht einen Anreizfaktor unterstützt, Deutsche im Ausland als Geiseln zu nehmen. Bewusst Geiseln, nicht Faustpfand. Und auch das Wort Terroristen kann man da ruhig deutlich aussprechen, denn im Gegensatz zu hochentwickelter Diplomatie arbeiten viele Regime auf dieser Welt mit ganz primitiver aber wirkungsvoller Gewalt, Drohung, Einschüchterung, Angst. Auch mit der Angst vor Durchgeknallten im Besitz von Atomwaffen. Deutschland allein ist erpressbar, da nicht willens primitive Mittel anzuwenden bzw. allein nicht stark genug, um militärisch oder auch nur wirtschaftlich eine Drohkulisse zu errichten, die stark genug wäre. Deutschland zahlt auch lieber und hat seine Ruhe. Und dies ist durchaus demokratisch, denn man hat den Eindruck, das sei die Mehrheitsposition in Deutschland. Wenn man sich mit anderen Ländern auseinandersetzt, dann bitte nur als Tourist.

  7. laser

    # crackerjack schreibt am 22. Februar 2011 um 21:02

    Westerwelle redet auch mit Liebermann…..was solls, gehört zum job dazu.

    Schon wieder, der getarnte Antisemit auf crack ???