Euro-Rettung – Nächster Stop: Bürgerkrieg

Die Party beginnt: Bulldozer vor zyprischer Bank

Die Party beginnt: Bulldozer vor zyprischer Bank

Die “Rettung” Zyperns stellt eine neue, dramatische Eskalation in der endlosen Katastrophe namens „Euro-Rettung“ dar. Im Zufluchtsort russischer Schwarzgeldmilliardäre werden € 10 Mrd. versenkt. Das Vermögen, auch von Kleinsparern, wird teilweise konfisziert. Bis zu einer Einlage von € 100 000 werden 6,75%, darüber 9,9%, beschlagnahmt. Damit ist ein weiterer, bisher ungekannter Tabubruch vollzogen. Diese „einmalige“, sog. „Stabilitätsabgabe“ wird auf jedem Konto unverzüglich eingefroren und noch vor Öffnung der Banken am Dienstag (der Montag ist auf Zypern ein Feiertag) abgezogen.

Einmalig? Auszug aus der Liste der Lügen:

Es fließt kein deutsches Steuergeld für GR und andere PIIGS.
Mehr als 10 Mrd. Euro gibt es für GR auf keinen Fall.
Es gibt keine dauerhaften „Rettungsschirme“.
Es gibt keine Staatsanleihenkäufe durch die EZB.
Es gibt keine direkten Bankenhilfen aus dem ESM.
Das sind alles nur Bürgschaften, es fließt kein echtes Steuergeld.
Die staatliche Rettungs-Beteiligung an der Commerzbank bringt eine Riesenrendite (real: 2 Mrd. Miese!).
Ihr Erspartes ist auf der Bank völlig sicher!.

Wie der bailout von Griechenland, dann der bailout von Irland und dann der von Portugal. Wie der bailout der spanischen Banken? Vielleicht. Aber konnte man sich je auf eine Aussage der Euro-Lügner verlassen (kein bail-out, keine Staatsfinanzierung durch die Notenpresse usw usw usw)? Ok, Ok, ich ziehe die Frage zurück! Würden Sie Ihr Geld in einer solchen Situation auf einer (angeschlagenen) Bank in einem überschuldeten Land belassen? Welches Land in Europa ist eigentlich aktuell nicht überschuldet? Nur so eine Frage.

Das in Zypern ein Banken-Run einsetzt, darf mithin als sicher angesehen werden. Dass dies die Lage für die angeschlagenen Banken dort dramatisch verschärfen dürfte, ist ein weiteres Verdienst der „Euro-Rettungs“-Dilettanten. Und warum sollte dieser Banken-Run nicht um sich greifen? Auf die anderen sog. PIIGS, die schlingernden, überschuldeten europäischen Staaten. Oder auf das taumelnde Frankreich oder auf Italien.

Rentner, sozial Schwache, Menschen, die auf ihr gespartes Vermögen angewiesen sind, sind wehrlose Opfer des Rettungs-Wahnsinns geworden. Glaubt jemand, die Bevölkerung nimmt das so ohne weiteres hin? Und wie werden die enteigneten russischen Geldwäscher, die eben nicht alle gesetzestreue Bürger einer lupenreinen Demokratie sind, reagieren? Schätzungen gehen dahin, dass jedes zweite Konto auf Zypern nicht-ortsansässigen Russen gehört. Die Antwort der Russen ist noch offen. Aber sie wird nicht auf sich warten lassen.

Selbst der grösste Lügner in der Geschichte der “Euro-Rettung“, Jean-Claude Juncker, bekommt kalte Füsse.

Sparer, die dumm genug waren, ihr Geld bei 0% Zinsen einer Bank anzuvertrauen, werden jetzt mit einem einmaligen Abschlag von 6,75% bis 9,9% belohnt. Man kann es auch so sehen: Sein eigenes Geld zuhause im Tresor, im Sparstrumpf oder der Matratze aufzubewahren, könnte eine Prämie auf das Vermögen in eben der jetzt beschlagnahmten Höhe bedeuten. Darum auch vielerorts in Europa das schleichende Bargeldverbot??

Kaum hat der arglose Bürger geglaubt, die Krise sei unter Kontrolle oder hätte sich abgeschwächt, langt die Brüsseler Dilettantenriege mit tatkräftiger Unterstützung der europäischen Finanzminister wieder zu.

Nächster Halt: Soziale Unruhen. Danach: Bürgerkrieg.

Ach ja: Den Fachleuten von „spiegel-online“ gefällt die gefundene Lösung gut („Es geht um Gerechtigkeit, aber auch um Pragmatismus“).

© Joachim Nikolaus Steinhöfel 2013

PS: „Rette sich, wer kann!“ wäre auch eine nette Überschrift gewesen…

Nachträglicher Einschub (17.03.2013): Was macht ein russischer Schwerkrimineller oder Oligarch mit € 1 Mrd. auf Konten in Zypern, nachdem er von dem Plan der EU hört? Er lässt sich knapp € 100 Millionen einfach so abnehmen und bedankt sich artig? Oder ist die Investition in ein paar Ex-Elite-Soldaten oder KGB (heute FSB)-Killer, die im Privatflugzeug einschweben und dem Bankdirektor die Kalaschnikow an den Schädel halten und ihn um Überweisung des gesamten Vermögens nach Singapur bitten, nicht auch eine durchaus plausible Überlegung? Ich halte jede Wette, dass in den letzten 24 Stunden eine Menge solcher Flugzeuge in Larnaka gelandet sind.

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Kommentare

  1. andrej

    Herr Bender, Sie hatten mir kürzlich vorgeworfen, ich sei gegen die EU.
    Behalten Sie das kurz im Hinterkopf.
    Ich habe gerade im Schweizer Radio eine lustige Analyse zu Zypern gehört. Offenbar sind Schweizer Journalisten nicht genügend gleichgeschaltet, im Zusammenhang mit der tatsächlich EU Fakten statt absurder Lobeshymnen für offensichtlichen …eh…sorry, Bullshit zu bringen…
    1) An der Krise der zypriotischen Banken ist was Schuld? Genau, der Schuldenschnitt für Griechenland…Also letztendlich die EU selbst!
    Lustig. Bluten dürfen nun die Zyprioten für die Griechen.

    2) Die EU hatte seinerzeit eine Richtlinie zur Einlagensicherung von Bankinsolven erlassen.
    http://eur-lex.europa.eu/smartapi/cgi/sga_doc?smartapi!celexplus!prod!DocNumber&lg=de&type_doc=Directive&an_doc=2009&nu_doc=14
    Wer, pardon, scheisst nun auf die eigene Richtlinie? Die EU…
    Und wer soll eigentlich bei Bankcrashs zuallerletzt bluten? Richtig, die Anleger. AAlso genau die, die nun von der EU zuerst zur Kasse gebeten, werden, statt wie vor eigentlich vorgesehen Anteilseigner der Banken und Gläubiger.

    Herr Bender, wenn Sie MIR vorwerfen, ich sei gegen die EU:
    Wie muss man denn das Verhalten der EU selbst beurteilen? Also, wenn irgendwer die Europäische Idee in den letzten Monaten gründlichst verraten hat, dann die EU-Institutionen selbst.
    Hier gilt der alte Spruch: Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht aber 100%ig!

  2. Nee Andrej Ich Habe keine Angst, und Ich koennte zum Glück die 10./. Verkraften, es geht um die kleinsparer, und die Art und Weise wie hier Übernacht diese Leute haften muessen.

  3. Skandalos

    @Andrej
    Zitat (aus anderem Artikel rübergeholt): „Ich habe gewisse Zweifel, ob eine Volkswirtschaft funktionieren kann, in der niemand Geld zur Bank trägt. Aber das werden wir bald wissen, denn viele dürften nun Ihrem Beispiel folgen. Ich nicht, ich benutze ja eine Schweizer Bank. Ganz legal. Die werden wahrscheinlich gestern heftig die Korken knallen lassen haben für diese Marketing-Aktion für alle Banken ausserhalb der EU.“

    Zwischen totaler Realitäts-Infantilität und totalem Mißtrauen ist ein weites Feld an Möglichkeiten. Wenn jeder wieder seine eigenen Risiken zu tragen lernt (oder lernt, sich gegen sie abzusichern), ist allen viel geholfen.

    Unsere Gesellschaft krankt doch in der Hauptsache an der Infantilisierung der Menschen im Schnullerstaat.

  4. andrej

    Herr Bender, was ist denn mit Ihnen:
    „“Nur die ganz Reichen können sich einen ganz schwachen Staat leisten““ leiern uns doch gebetsmühlenartig
    SPD:
    http://www.radiobremen.de/politik/nachrichten/politikspdbremen102.htmlhttp
    Grüne:
    http://gruene-rlp.de/startseite/volltext-startseite/article/umfairteilen_einen_schwachen_staat_koennen_sich_nur_reiche_leisten/
    und SED:
    http://www.die-linke-berlin.de/wahlen/berlin_2011/politik_von_a_bis_z/oeffentlicher_dienst/
    immer wieder vor.
    Nun wird endlich mal konsequent umverteilt, weil Vater Staat auf der Intensivstation liegt, und nun sind Sie auch nicht zufrieden????
    Haben Sie plötzlich Angst, „die siebte Kavallerie vor Yuma“ (Worte Ihres Kanzler-verdienen-zu-wenig-Kandidaten)¹ könnte plötzlich mit Inkasso-Befehl vor der Benderschen Haustür stehen?

    ¹http://www.spiegel.de/politik/ausland/attacke-gegen-muentefering-und-steinbrueck-juncker-vergleicht-kritik-an-steueroasen-mit-nazi-besatzung-a-623836.html

  5. #skandalos
    hat zum Teil recht, das meine ich mit meinen „Zipfelmützen“. Andererseits ist die Bequemlichkeit nie und nimmer ein Freibrief für Übervorteilung und Betrug. Dennoch gilt auch mein Kampf der ungerechtfertigten Bequemlichkeit, eben Zipfelmützen.
    #amos
    selbst Opfer des Mainstreams? Die Linke scheint als einzige der Fels in der Brandung bei Frieden, soziale Gerechtigkeit und Solidarität zu sein. Vielleicht kommt jetzt noch der Papst hinzu.