Gregor weiß von nichts

Glauben ist etwas anderes als wissen. Katholiken glauben an die unbefleckte Empfängnis und die Jungfrauengeburt, Juden an die baldige Ankunft des Messias, schiitische Moslems an den in einem Versteck lebenden zwölften Imam und Kommunisten an die klassenlose Gesellschaft in der Diktatur des Proletariats. Religionen sind ihrem Wesen nach Glaubens- und keine Wissensgemeinschaften. Deswegen ist es auch jedem unbenommen, daran zu glauben, dass Gregor Gysi kein inoffizieller Mitarbeiter der Stasi war und die Inhalte der Gespräche, die er mit seinen Mandanten unter vier Augen führte, auf wundersame Weise in die Unterlagen der Stasi geraten sind, so wie sich bei der Eucharistie der Leib und das Blut des Herren in Brot und Wein verwandeln. Wer allerdings nach der Ausstrahlung der Dokumentation „Die Akte Gysi“ im Mitternachtsprogramm der ARD vergangenen Donnerstag noch immer daran glaubt, Gysi habe nicht im Interesse der Staatsmacht gehandelt, der glaubt nicht nur an Wunder, sondern auch daran, dass die Erde eine flache Scheibe ist, die in einem Riesenfass mit Rotkäppchen-Sekt schwimmt. Weiterlesen.

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Kommentare

  1. blackadder

    OK, @andrej…

    also eher das pippi-langstrumpf-syndrom denn das pinocchio-syndrom. vielleicht ja auch eine mischung aus beidem…

  2. andrej

    Das stimmt leider nicht, Blackadder.
    Zur linken Psyche gehört ja nun mal Selbsttäuschung und eine sehr selektive Weltsicht, so wie das urbi et orbi zum Osterfest im Vatikan. Ich habe jedenfalls schon oft genug gehört, dass Gysi schliesslich diesen und jenen juristischen Erfolg gegen die Kritiker seiner Vergangenheit errungen habe, er also kein IM gewesen sein könne.

  3. blackadder

    ich glaub, IM… ähh… gysi ist der letzte, der noch an seine dementis glaubt. und die nase wächst und wächst…

  4. andrej

    Wer je „Archipel Gulag“ gelesen hat, weiss sowieso, was die Rolle eines Rechtsanwaltes im real existierenden Sozialismus war.
    Warum sollte das bei Moskaus Musterschülern in der Zone irgendwie anders gewesen sein als in der guten, alten UdSSR?
    Hiess doch immer: Von Moskau lernen heisst siegen lernen…

  5. Lothar Herzog

    Bei dem onminösen Herren geht es doch nicht um Kommunismus.
    Hier geht es ganz hart um Geld. Und zwar um sehr viel Geld.
    Das muss doch mal gesagt werden.
    Die wollen wieder die Diktatur des Proletariats und meinen
    damit ihr eigenes Wohlergehen. Verlogene und heuchlerische
    Bande.