WDR bestreitet, regierungstreu zu berichten

Der WDR nötigt, soweit überhaupt noch erforderlich, seine Mitarbeiter, positiv über Flüchtlinge und die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel zu berichten. „Wir sind natürlich angewiesen, pro Regierung zu berichten“, sagte die WDR-Journalistin Claudia Zimmermann (WDR-Studio Aachen) in einer Diskussionsrunde des niederländischen Radioprogramms „De Stemming“ (Die Stimmung) auf L1.

In der Sendung wurde über die Massenstraftaten in Köln an Silvester und die Stimmung in Deutschland diskutiert. Wörtlich sagte die freie Journalistin: „Wir sind öffentlich-rechtlicher Rundfunk und darum angehalten, das Problem in einer mehr positiven Art anzugehen. Das beginnt mit der Willkommenskultur von Merkel bis zu dem Augenblick, als die Stimmung kippte und es mehr kritische Stimmen im Rundfunk und auch von der Politik gab.“ Die Anweisungen gingen Zimmermann zufolge von mehreren für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zuständigen Ausschüssen aus. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seiner Gebührenfinanzierung sei so ausgerichtet, eher in Richtung Regierung und nicht aus Oppositionssicht zu berichten.

Es hätte der Äußerung von Frau Zimmermann in keiner Weise bedurft, da man sich jeden Tag mühelos selber einen Eindruck davon verschaffen kann, dass das, was sie arglos ausgeplaudert hat, zutreffend ist. Ob diese „Anweisungen“ von Ausschüssen kommen oder subtiler durchgesetzt werden, spielt dabei keine Rolle. Freie, die nicht linientreu berichten, bekommen dann keine Aufträge mehr. Der öffentlich-rechtlich gestählte Funktionär verfügt da über zahlreiche Überzeugungsmöglichkeiten. Einer von Deutschlands führenden Publizisten hat das Ergebnis dieser Praxis einmal zutreffend auf den Punkt gebracht:

„Drei Viertel dessen, was ‚tagesschau‘ und ‚heute‘ senden, ist Regierungspropaganda, der Rest Schrott“.

Der WDR reiht sich da nahtlos ein.

Es war klar, dass Frau Zimmermann mit ihrer Äußerung, nachdem diese in Deutschland Wellen schlug, nicht davon kommen würde. Das Imperium schlug zurück.

Bevor man sich aber mit ihren korrigierten Erklärungen befasst, sollte man sich kurz vor Augen führen, dass Zimmermanns Beruf „irgendwas mit Medien“ ist. Sie hat tagein tagaus mit Interview-Situationen zu tun. Führt solche, gibt welche. Erstellt Berichte, Sendungen, Artikel. Es ist ihr täglich Brot. Die Schockstarre, in die der eine oder andere verfallen mag, wenn sich eine Kamera auf ihn richtet oder ein Mikrofon, ist ihr von Berufs wegen fremd. Sie ist – in soweit – Profi.

„Nach einem Gespräch mit dem Sender“ erklärte Claudia Zimmermann am Montagnachmittag: „Ich habe an dieser Stelle Unsinn geredet. Unter dem Druck der Live-Situation in der Talkrunde habe ich totalen Quatsch verzapft. Mir ist das ungeheuer peinlich.“

Das ist so glaubwürdig, als würde Philip Lahm erklären, er hätte Angst vorm Fußball spielen. Ist es wirklich vorstellbar, dass eine langjährige Mitarbeiterin des WDR „unter dem Druck der Live-Situation“ derartiges aus heiterem Himmel herbeiphantasiert? Nimmt ihr das auch nur eine einzige naive Seele ab?

„Nach einem Gespräch mit dem Sender“, das man sich lebhaft vorstellen kann und das sich vielleicht ja auch um juristische und arbeitsrechtliche Aspekte und die berufliche Zukunft von Frau Zimmermann drehte, wurde ihr dann klar, sie habe „Unsinn geredet“. Der Druck des „Gesprächs mit dem Sender“ ist natürlich in keiner Weise mit dem „Druck der Live-Sendung“ vergleichbar. Wenn die eigene journalistische Existenz auf dem Spiel steht, ist man in aller Regel ganz cool.

Was für eine groteske Räuberpistole, die man der Öffentlichkeit da aufbinden will. Eigentlich ist man im Funkhaus beim Manipulieren der Öffentlichkeit doch recht geschult.

Der Sender ergänzt: „Der WDR steht für einen ausgewogenen und unabhängigen Journalismus. Unser breit aufgestelltes Programm zeigt besonders in diesen Tagen, wie umfangreich, unabhängig, kritisch und differenziert wir über die Flüchtlingsproblematik berichten.“

Das ist so gut, das könnte von Peter Altmaier stammen.

© Joachim Nikolaus Steinhöfel 2016

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Kommentare

  1. Jan Husbar
  2. sehr geehrter herr steinhöfel,
    ihr artikel über den wdr hab ich sehr genossen, es spiegelt genau das bild wieder was viele vermuten, danke für ihren erfrischenden schreibstil, machen sie weiter so
    viele grüße von wifr. v.

  3. ST_T

    Es ist vor allem höchst interessant, was Frau Zimmermann im Original-Wortlaut gesagt hat:

    „Er zijn diverse commissies die het programmabeleid bepalen en die hebben de redactie opdracht gegeven om het beleid van de regering-Merkel te ondersteunen.“ Volgens de in Vaals woonachtige Zimmermann is dat niet vreemd. „We zijn een publieke omroep, we worden betaald met belastinggeld en dat betekent dat wij het geluid van de regering vertolken en niet dat van de oppositie.“

    Zu Deutsch: Es gibt diverse Kommissionen/Ausschüsse, die das Programm bestimmen und die den Auftrag gegeben haben, die von Merkel geleitete Regierung zu unterstützen. Weiter führte Sie aus: „Wir sind ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk und werden mit Steuergeldern bezahlt, was heißt, das wir die Stimmung der Regierung und nicht die der Opposition wiedergeben.
    Frau Zimmermann spricht übrigens fließend niederländisch. Das Sie sich versprochen hat klingt bei einem solchen Satz, der Ganz-Übersetzung völlig unglaubwürdig.

    http://www.1limburg.nl/duitse-omroep-moest-positief-berichten-over-vluchtelingen?context=section-1

  4. xyz

    Gemäß Focus gesteht Frau Zimmermann, dass sie um ihren Job bange und dass doch alle die Tatsachen verschweigen würden. Sie bleibt zudem dabei, dass sie das Gefühl habe, nicht zu kritisch in der Flüchtlingskrise berichten zu dürfen.

    http://www.focus.de/politik/deutschland/umstrittene-aussagen-wdr-journalistin-rechtfertigt-sich-haben-doch-alle-die-tatsachen-verschwiegen_id_5229503.html

    Sie hat also Angst um ihren Job, wenn sie frei über die Dinge berichtet, die passieren.

    So viel zum Themae frei Presse und Rundfunkbeitrag, der doch eigentlich die freie Presse und Meinungsvielfalt sicherstellen sollte!

    Mir wäre es jedenfalls inzwischen erheblich lieber, wenn die Presse nur von der Wirtschaft abhängig wäre, als von der Politik und als die System-Propaganda-Erziehungs-Abteilung der Regierung agiert. Denn ich traue der Wirtschaft erheblich mehr als Politikern. Und dann haben wir da ja noch das Bundesverfassungsgericht, welches ebenfalls von Politikern besetzt wird und den Rundfunkbeitrag mit fadenscheiniger juristischer Akrobatik bzw. unbelegten Behauptungen ins Blaue als angeblich notwendiges Institut für eine freie Presse verteidigt.

    Wenn das Bundesverfassungsgericht ehrlich und nicht genauso ein politisches Propagandainstrument zur Vortäuschung eines Rechtsstaates wäre, dann müsste es eigentlich zum Schluss kommen, dass der Rundfunkbeitrag das genaue Gegenteil von dem bewirkt, was das Bundesverfassungsgericht herumfantasiert. Denn der Rundfunkbeitrag führt nicht zu einer freien unabhängigen Presse und Meinungsvielfalt, sondern dazu, dass faktisch nur noch ein Auftraggeber existiert (= Gesetzgeber bzw. Regierungen), den man nicht verprellen darf, damit die Milliarden auch ohne angemessene Gegenleistung weiter fließen. Die jahrzehntelangen schön klingenden Floskeln des Bundesverfassungsgerichts, dass zu einem Rechtsstaat eine freie unabhängige Presse und insbesondere eine Trennung zwischen Staat und Presse gehört, damit die Presse den Staat überwacht, wird mit dem Rundfunkbeitrag schlicht vollkommen ad absurdum geführt. Würde das Bundesverfassungsgericht nicht selber durch liniennahe Personen aus der Politik besetzt werden, dann müsste es eigentlich feststellen können, dass es kaum etwas verfassungswidrigers als den Rundfunkbeitrag gibt. Man braucht schon vermutlich sehr viel juristische Dreistigkeit und Selbstverachtung, um anderen tatsächlich ernsthaft erklären zu wollen, dass die öffentliche rechtliche Presse ausgerechnet von denen unabhängig sein soll, die den Rundfunkauftrag erteilen und jederzeit wieder entziehen könnten, wenn die öffentlichen-rechtlichen Medien nicht das tun, was die Regierungen sich wünschen.

    Eigentlich müsste nach den Vorfällen von Silvester bzw. die kollektive Aufklärungsverweigerung bzw. Vertuschungsarbeit der öffentlich-rechtlichen Medien (sog. Lügenpresse), wo eigentlich nur das überdeutlich wurde, was jeder eigentlich auch schon vorher wusste, jetzt eigentlich jede Verfassungsbeschwerde gegen den Rundfunkbeitrag butterweich durchgehen. Aber bei dem Bundesverfassungsgericht braucht man nicht mit RECHTsprechung zu rechnen.

  5. Von Nettelbeck

    Wie weit es mit der Meinungsfreiheit gekommen ist, sieht man daran, dass kritische nicht linientreue Journalisten schon mal ihren Job verlieren können. Auf jeden Fall hat der ehemalige stellvert. Chefredakteur der BILD am Sonntag , Nikolaus Fest, wegen eines islamkritischen Artikels seinen Job bei Springer verloren. Mehrere kritische Journalisten schreiben jetzt bei Journalistenwatch oder Tichys Einblick…..

  6. Den Vorfall möchte ich nicht bewerten. Es gibt jedoch zahllose Beweise für ein Verschweigen und Unterdrücken feminismuskritischer Argumente seit Jahrzehnten. Bücher verschwanden aus Bibliotheken, oder wurden so oft geklaut, daß nur wenige Exemplare weltweit übrigblieben – die erstaunlichsten Dinge geschahen, wenn Bücher oder Artikel führenden Feministinnen nicht genehm waren. Beweise siehe Buchreihe „Die beiden Geschlechter“ von Jan Deichmohle. Auch diese Zensurbeweise und Argumente wurden jahrzehntelang verschwiegen.
    Auch ohne „Anweisung von oben“, die es vermutlich nicht gibt, funktioniert der Unterdrückungsreflex verläßlich. Falsch verstandene „Kavaliershaltung“, laut neuesten Erkenntnissen der Evolutionsbiologie angeborene Frauenbevorzugung, stark von feministischer Ideologie geprägte Generationen, sowie freiwillige Selbstzensur kamen offenbar bei dieser massiven Unterdrückung der einstigen schweigenden Mehrheit zusammen.

  7. Onkel Dapte

    Herr Meyer,
    der Vergleich mit Nordkorea ist Quatsch. Pardon. Dort gibt es Vernichtungslager, in denen 100.000 Menschen leben, die kaum eine Chance haben, jemals lebend wieder herauszukommen. Soweit ist Deutschland noch längst nicht.
    Allerdings, würden Sie Vergleichbares Merkel zutrauen? Ich schon. So sehr hat mich die „Elite“ inzwischen desillusioniert.

  8. Gernot Meyer

    Wo ist der Unterschied zu Nordkorea? Nun, Nord Korea ist ein einwandfrei funktionierender Staat und an der Spitze sitzt ein legitimer Diktator. Deutschland ist kein Staat mehr, weil zu einem Staatsgebilde wesentlich Grenzen gehören. Merkel ist nicht mehr legitim, weil offensichtlich eine Putschistin.
    Mich würde übrigens mal interessieren, ob die Nordkoreaner auch sowas wie die GEZ haben bzw. brauchen. Ich vermute nicht.

    Zu IhremText möchte noch ergänzen: mindestens in bezug auf die Migrantenkrise muß im Prinzip alles, was im Bundestag sitzt auch als regierungstreu bezeichnet werden.Insofern haben wir wie in der DDR ein Einheitsparteiensystem, dargestellt durch Einheitsmedien.

  9. Peter Niedermann

    Zweifel am Mainstream sind unerwünscht – darum sorgt die sog. „Gesellschaft für deutsche Sprache“ alljährlich, mit stereotyper Regelmässigkeit, für die Auswahl eines Unworts aus dem rechten politischen Spektrum. „Gutmensch“ ist tabu, „Lügenpresse“ ist tabu, „Sozialtourismus“ ist tabu, „Asylchaos“ ist tabu – notorisch geht’s um Begriffe der politischen Rechten. Keine Unwörter sind dagegen die linken Totschlagbegriffe wie „Rechtspopulismus“, „Abzocker“, *Reaktionär“, „Hetze“. Folgerichtig stellen sich „Rechtsextremisten“ in der Lügenpresse nie „Linksextreme“ entgegen, sondern gutmenschliche „Linksaktivisten“.
    Jean-Claude Juncker hat es auf den Punkt gebracht: „Wenn es ernst wird, muss man lügen.“
    So führt man das Volk an der Nase herum.
    Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht.