Je suis Anglais!

Je suis Anglais! Das kollektive Aufheulen unserer ohnehin bestürzend wortarmen Wortführer nach der britischen politischen Selbstbefreiung klang in meinen Ohren wie Engelsgesang und Äolsharfenistik. Herrlich, all diese wahlvolksverachtenden Unbotmäßigkeitsrügen, diese klugscheißerischen Weltplanprognosen und blasierten Instant-Jermiaden. Im Chaos werde Britannien versinken, verarmen, verelenden, verblöden! Noch hinter Nordrhein-Westfalen und Bremen zurückfallen! Inflationen, Unruhen, Kriege, Frösche, Heuschrecken und Tötung der Erstgeburten seien dem perfide Albion als verdiente Heimsuchungen unfehlbar beschieden! Was erlauben sich diese Briten gegenüber Schulz, Juncker und Merkel! Gegen Soros und Obama. Und Kleber! Eröffnen wir den unbeschränkten Medienkrieg! Drei Tage Nebel, und Jakob Augstein steht in London!

„Es wäre ein Zeichen europäischer Solidarität gewesen, wenn man die Brexit-Stimmen in Österreich ausgezählt hätte“, juxt *** beschwingt. Von den drei großen Voten dieses Jahres – Bundespräsidentenwahl in Österreich, Brexit, US-Präsidentenwahl – sollte nach allgemeiner Übereinkunft derer, mit denen Übereinkunft noch sinnvoll und möglich ist, wenigstens eine zugunsten von Freiheit, Ungleichheit und Liberalität ausfallen; das wäre nun erreicht und errungen. Hoch die Gläser, fröhliche Rechtspopulisten! Andere Länder werden sich den Briten anschließen, früher und später, denn reformierbar ist diese EU nicht. Bringen wir, jeder für sich, unsere prachtvollen, aber ziemlich verkommenen europäischen Wohnungen wieder auf Vordermann! Erobern wir uns die erhabene Schönheit der Grenze und der Selbstbestimmung zurück! Dieses Brüsseler Politbüro soll im Orkus versinken, mitsamt seiner multikulturalistischen Propagandakompanie, diesen Wollüstlingen des kulturellen Selbsthasses und der ethnischen Selbstauflösung. Soll der trockene Alkoholiker wieder und der andere weiter saufen, aber bitte ohne persönliche Butler, Frisöre und groteske Kompetenzen, in einem Eckkneipenambiente, das solchen Figuren angemessen ist.

Die kinderlose, von lauter Kinderlosen umgebene, zukunftsbefreite Kanzlerin, deren Gene aussterben werden, der aus diesem Grunde alle Menschen gleichzweitviel wert sind und die da meint, sie schulde den Deutschen, die sie gewählt haben und sie finanzieren, kein Iota mehr Loyalität als etwa Syrern oder Afghanen, Frau Merkel also sprach heute das entlarvende Wort aus, die britische „Bevölkerung“ habe für den Brexit gestimmt; sie kennt nämlich keine Wähler mehr, sondern nur noch Bevölkerungen. Allerdings ist der Satz eben auch staatsrechtlich falsch, denn es waren die britischen Bürger, die zur Abstimmung schritten, die Bürger, diese Atome der Völker, diese störrischen Unterschiedmacher, die unsere Internationalsozialisten und Gesellschaftsnivellierer so sehr hassen wie es bereits die Originalsozialisten taten. Unions-Fraktionschef Kauder machte gar die britische Regierung für den Ausgang des Votums verantwortlich und sprach seinerseits den entlarvenden Satz: „In Deutschland wäre eine solche Entscheidung nicht möglich.“ Nun, das werden wir noch sehen.

Von Michael Klonovsky

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Kommentare

  1. Klaus

    Wir können angesichts der von den sog. Eliten an den Tag gelegten Ignoranz und Kaltblütigkeit nur von Glück sagen, dass in diesen Monaten nicht irgendwo wieder ein Herr Schicklgruber um ein deutsches Häusereck biegt und dem frustrierten Volk wirre Heilsversprechungen macht.
    Wer jetzt demokratische Entscheidungen relativiert oder gar für kontraproduktiv erklärt, läuft mit der brennenden Fackel im Heuschober herum. Und genau aus diesem Grund wäre in diesem Gärkessel spätestens jetzt ein von Verstand und Weitsicht geprägtes, fernab von Machtanspruch, Moral und Gefühl befindliches, aktives Handeln gefragt. Aber wohin das Auge auch blickt …

  2. Peter Niedermann

    „Unions-Fraktionschef Kauder (…) sprach den entlarvenden Satz: ‚In Deutschland wäre eine solche Entscheidung nicht möglich.‘ Nun, das werden wir noch sehen. “
    Wo der Herr Kauder recht hat, hat er recht: In Deutschland wäre eine solche Entscheidung nicht möglich. Denn in einem Punkt herrscht in der teutonischen Politkaste absoluter Konsens: WIR entscheiden, nicht das Volk. Demokratie heisst zwar Herrschaft des Volks, aber man sieht ja am Beispiel der völlig erfolglosen Schweiz, wohin es führt, wenn das Volk seine Meinung sagen kann. Also bleiben wir besser beim Bewährten: Wir torkeln ratlos herum, aber WIR entscheiden und freuen uns, dass uns das Heer der abzockenden Drohnen in Brüssel weiter dem Abgrund entgegenführt.

  3. Josef Hueber

    Ein sprachlich-inhaltliches Feuerwerk dieser Kommentar! Alles stimmt. Nichts hinzuzufügen. Muss jetzt weg – wir feiern den Brexit ✌️