Deutschland freut sich auf Gäste aus Guantanamo

Deutschland hat sich als moralische Großmacht präsentiert und als „weiser Mahner“ deutlich an internationaler Statur gewonnen, als hierzulande Kritik an dem Gefangenenlager Guantanamo laut wurde. Finden Viele. Es passte ja auch alles zu schön zusammen. Der „völkerrechtswidrige“ Krieg im Irak, die Verschleppung unschuldiger „Aufständischer“ durch sinistre CIA-Kader in ein im rechtsfreien Raum angesiedeltes Lager. Und das alles unter der Ägide des personifizierten Bösen: George W. Bush. Kriegslüstern, imperialistisch, arrogant, texanisch. Eine großartige Gemengelage, um mit europäischer Arroganz zu belehren.

Gepaart war dieses unappetitliche Posieren unserer intellektuellen, politischen und Medieneliten mit dem für Europa typischen Handlungsverzicht. Untätigkeit hat hier eine lange Tradition: Ruanda, Balkan, Kosovo, Tschetschenien, Dafur. Warum sollte man daher nicht auch die Hände in den Schoß legen, wenn es um das Problem des Verbleibs hochgefährlicher Terrorkader geht.

An der heutigen Entscheidung der Bundesregierung, 2 (in Worten: 2) Gefangene aus Guantanamo aufzunehmen wird das (umgekehrt proportionale) Verhältnis zwischen grandioser floskelhafter Rhetorik der vielen moralischen Instanzen und der tatsächlichen Handlungsbereitschaft zum Zwecke der Problemlösung deutlich. Wer Guantanamo nicht will, dies auch publik machte und der US-Regierung schwerste moralische Vorhaltungen machte, trägt tunlichst dazu bei, die Einrichtung schliessen zu können. Da war dann plötzlich die Luft raus. Und die ebenso kategorische wie unwürdige Weigerung des damaligen Innenministers Schäuble, auch nur einen Gefangenen aufzunehmen, wohl der Tiefpunkt. Die Kritik der populistischen Sippschaft, die auch jetzt noch auf die Barrikaden geht, beschreibt ein völliges moralisches Versagen und eine gänzliche Unfähigkeit politische Verantwortung zu tragen.

Ginge es nach den Versprechungen, die US-Präsident Obama auch nach seiner Amtseinführung gemacht hat, wäre Guantanamo schon etwa ein halbes Jahr geschlossen. Besser allerdings, es bleibt erhalten. Denn sieht man von den PR-Problemen ab, hat Guantanamo nur Vorteile. Und das unwürdige Geschachere mit europäischen oder deutschen Politikern mit Zwergenformat um die Aufnahme von Insassen bliebe uns auch erspart.

© Joachim Nikolaus Steinhöfel 2010

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Kommentare

  1. OK, es scheint also Galgenhumor im Beitrag enthalten zu sein.
    Müßte ich als Hessenhenker ja eigentlich auf Anhieb verstehen können!
    Jedoch interessiere ich mich nicht so für Absolventen der Guantanamo-Akademie und ich freue mich keineswegs auf sie.
    Mir geht’s wie dem früheren Bundespräsidenten Heinemann: ich liebe nicht die entlassenen Gefangenen, ich liebe meine Frau.
    Ich bin dem deutschen Staat unendlich dankbar dafür, daß die Familienzusammenführung der ehemaligen Gefangenen nun in Deutschland stattfindet.
    Denn um meine ausländische Frau nicht in deutsche Terrorgefahr zu bringen, gibt mir der fürsorgliche deutsche Rechtsstaat den Sicherheitstipp, ich könne MEINE Familienzusammenführung ja im Ausland durchführen.
    Man sieht, Deutschland schreckt vor nichts zurück, um meinen Schatz zu schützen.

  2. andrej

    Cracker, ich wusste zwar, dass Du ein Freund völlig widersprüchlicher Argumente bist, aber mit Rumsfeld überrascht Du uns.
    Zurück zu den Widersprüchen:
    Unter #15 heisst es noch von Dir:“Das nurnberger gericht war die grundlage für eine rechtsstaatliche entwicklung“
    Soweit, so gut.
    Wo aber war das Nürnberger Gericht seinerzeit eigentlich in der „verfassung der vereinigten staaten und insbesondere der bill of rights“ erwähnt? Oder der britischen, oder franz. Verfassung?
    Wenn Du also konsequent sein willst, dann belehre bitte auch Truman, De Gaulle und natürlich insbesondere Deinen Landsmann Attlee, was “Rechtsstaat” ist.

    Viel Spass dabei, wenn Du Dich auf die Weise lächerlich machst!

  3. crackerjack

    sehr geehhrte freund rumsfeld,

    …liegen beweise für ihre anschuldigungen gegen die guantanamo gefangenen vor, müßen sie diese im rahmen einer ordentliche anklage vor einem ordentlichen gericht anbringen und, falls es zu eine verurteilung kommt, die verurteilten die vollstreckungsbehörden übergeben.

    Diese prozedur nennt sich „Rechtsstaat“ und ist gängige praxis in modernen, demokratischen staaten.

    Da es bei ihnen offensichtlich an grundlagenwissen mangel, empfielt sich eine eingehende lektüre der verfassung der vereinigten staaten und insbesondere der bill of rights.

    gruß
    freund cracker

    gruß

  4. Bowman2062

    Rumsfelds Antwortschreiben…
    …auf einen Beschwerdebrief zum Gefangenenlager Guantanamo

    Sehr geehrte besorgte Bürgerin,
    wir danken Ihnen herzlich für Ihren letzten Brief, in dem Sie deutliche Kritik an unserer Art der Behandlung der Taliban und Al Quaida-Häftlinge üben, die wir momentan in Guantanamo Bay, Kuba, gefangen halten. Unsere Regierung nimmt diese Angelegenheit sehr ernst, und Ihre Meinung wurde laut und deutlich hier in Washington gehört. Es wird Sie freuen zu erfahren, dass wir dank Ihrer Mithilfe eine neue Abteilung innerhalb des Terroristen-Neuausbildungsprogramms schaffen konnten: Das Programm „Linkes Engagement zur Resozialisierung Chronisch Hasserfüllter Enthaupter“, kurz: LERCHE.
    Entsprechend der Bestimmungen dieses neuen Programms haben wir entschieden, auch einen Terroristen unter Ihre persönliche Obhut zu stellen. Ihr persönlicher Strafgefangener wurde bereits ausgesucht und wird am nächsten Montag unter schwerer Bewachung in Ihr Wohnhaus verbracht. Ali Mohammed Ahmed bin Mahmud (Sie dürfen Ihn „Achmed“ nennen) ist entsprechend den Regeln zu behandeln, die Sie persönlich in Ihrem Beschwerdebrief gefordert haben. Es ist wahrscheinlich notwendig, dass Sie ein paar Betreuungs-Assistenten einstellen.
    Wir werden wöchentliche Inspektionen vornehmen, um sicherzustellen, dass Ihre Pflegestandards für Achmed angemessen sind – entsprechend denen, die Sie in Ihrem Brief so vehement empfohlen haben. Obwohl Achmed ein Soziopath und extrem gewalttätig ist, hoffen wir, dass Ihre Sensibilität für sein – wie Sie es beschrieben haben – „Problem mit seiner Einstellung“ ausreichen wird, diese kleinen Charakterschwächen zu überwinden. Möglicherweise liegen Sie mit Ihrer Beschreibung, dass diese Probleme hauptsächlich kulturelle Unterschiede seien, richtig. Wir gehen davon aus, dass Sie Beratung und häuslichen Unterricht anzubieten planen.
    Ihr adoptierter Terrorist ist ein echter Profi im Nahkampf und kann ein menschliches Leben mit simplen Gegenständen wie einem Bleistift oder einem Nagelknipser auslöschen. Wir raten Ihnen, ihn nicht zu fragen, ob er diese Fähigkeiten bei der nächsten Trainingsstunde Ihrer Yoga-Gruppe demonstrieren möchte. Er ist ebenfalls ein Experte darin, eine bunte Palette von Explosivstoffen aus gewöhnlichen Haushaltsprodukten herzustellen, deshalb wollen Sie diese Sachen eventuell unter Verschluß halten, es sei denn, dass Sie der Meinung sind, dies könne ihn beleidigen.
    Achmed wird kein Bedürfnis nach Kontakt mit Ihnen oder Ihren Töchtern haben (ausgenommen sexuellen), da er Frauen als eine untermenschliche Form des Besitzes ansieht. Dies ist ein besonders sensibler Punkt bei ihm und er ist dafür bekannt, in Gegenwart von Frauen gewalttätige Tendenzen zu zeigen, die sich nicht der neuen Anzugordnung unterwerfen, die er als eine angemessenere Kleidung vorschlagen wird. Ich bin sicher, dass Sie mit der Zeit die Vorzüge der Anonymität unter der Burka zu schätzen lernen wissen. Denken Sie einfach immer daran, dass dies alles ein Stück weit „Respekt vor seiner Kultur und seinen religiösen Überzeugungen“ ist – war das nicht Ihre Formulierung?
    Danke nochmals für Ihren Brief. Wir wissen es wirklich sehr zu schätzen, wenn Leute wie Sie uns darüber auf dem Laufenden halten, wie wir unsere Arbeit zu machen haben. Passen Sie gut auf Achmed auf – und denken Sie daran: Wir werden Sie beobachten.
    Viel Glück!
    Herzlichst,
    Ihr Freund Don Rumsfeld

  5. Peter King

    De Meziere soll doch die zwei ach so armen Guantanamo Terroristen in seiner Familie aufnehmen und in sein Wohnzimmer setzen. Wir würden uns die Überwachung sparen und De Meziere wäre ein gutmütiger Mensch, der vorlebt was er predigt.