Journalismus-Simulanten zeichnen sich aus

Mancher von uns hat gestern möglicherweise teilweise eine Groteske durchlitten, die sich „Bambi-Verleihung“ nennt. Denn im anderen politikfreien unabhängigen Staatssender saß Claudia Roth bei Maybrit Illner und trug anstelle von Haaren eine  gelb-orange-metallicfarbene Prinz-EisenherzKappe auf ihrem am Hals befestigten Vakuum.

Heute vormittag bringe ich jedoch nicht die Energie auf, die Ereignisse noch einmal als Chronist zu durchleben. Dafür gibt es ein famoses Stück von Wolfgang Röhl, das sich im weiteren Sinne mit der Problematik befasst.

Aber das eigentlich Komische an der Veranstaltung (Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis-Verleihung) war ihr Motto, welches öfters zusammen mit einem Porträt von Friedrichs eingeblendet wurde. Der hatte mal den ehernen Satz geschmiedet: Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache. Den Satz kriegt heutzutage jeder Journalistenschüler eingetrichtert, ohne dass dies auf seine spätere Arbeit erkennbare Auswirkungen hätte.

Am allerwenigsten, natürlich, innerhalb der ARD. Die ist nachgerade ein Flaggschiff der Parteilichkeit zugunsten von Sachen, die ARD-Redakteure – in ihrer Mehrheit Sympathisanten von Grünen, Sozis und Postkommunisten – gut finden. Das ultimative Inferno an Gemeinmachung war ihre jüngste Berichterstattung über Gorleben. Auf allen Hörfunk- und Fernsehkanälen der ARD nichts als Lobhudeleien über den Widerstand gegen den menschenverachtenden Castor-Transport, triefendes Einverständnis mit den Wege-Belagerern, harsche Kritik an Polizisten und Atomkraftbefürwortern. Atemlose Kriegsberichterstattung rund um die Uhr auf Propagandasendern wie NDR Info, live aus den Schützengräben der Protestler. Selten, und niemals ausführlich, durften sich Leute artikulieren, die Atomkraft nicht gar so bedrohlich finden, sie womöglich gar als Brückentechnologie befürworteten. Oder die auch nur zu bedenken gaben, Deutschland müsse seinen bisher angefallenen Atommüll ja nun mal irgendwo lagern. Sehr viel gleicher geschaltet als die ARD-Sender zum Thema Gorleben können Honnis Sendeanstalten auch nicht gewesen sein, wenn es in der DDR galt, die Weltjugendfestspiele oder etwas von der Art zu feiern. Weiter hier.


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Kommentare

  1. andrej

    @blackadder:
    Überspitzung? So überspitzt ist das doch gar nicht. Wenn man bedenkt, dass eine ehemalige Chefredakteurin des öffentlich-rechtlichen Zwangsgebührenfernsehens, mehr Main Stream Medium geht ja kaum, um das höchste Staatsamt kandidiert hat, und zwar auf der Liste ausgerechnet jener Partei, die seinerzeit auch die „Aktuelle Kamera“ und den „Schwarzen Kanal“ zu verantworten hatte…

  2. blackadder

    @cracker

    nichts anderes wollte ich damit sagen: verschiedene ansprüche, verschiedenes interesse. hinzufügen sollte man das entsprechende weltbild des journalisten. und hier klafft es gewaltig auseinander. im gros rekrutieren sich die meinungsmacher der msm aus rotgrün.
    in diesem falle ist es dem leser unmöglich, objektivität zu bewahren, wenn vorab news „gefiltert“ werden, also nur ein teil der gänze präsentiert wird.
    umso wichtiger ist eine konservativ-geprägte gegenbewegung im internet, um sich ein gesamtbild verschaffen zu können. hinzu kommen sachbezogene sites als gegenstück zu „emotionalisierten“ politischen themen.
    dies führt zu einer menge an informationsflut, die die msm mitunter als neue „aktuelle kamera“ (achtung: überspitzung!) entlarvt.

  3. crackerjack

    @adder

    Der journalist ist sein arbeitgeber verpflichtet, es sei seine frau hat einen guten posten und kann die miete zahlen. Das verlagshaus und dessen besitzer nebst die werbekunden bestimmen die marschrichtung. Der publizist ist sein verlag, seine verkaufzahlen und lizenzen verpflichtet, ansonsten kann er hartz4 beantragen. Hier klaffen anspruch und wirklichkeit weiter auseinander als in jeden anderen beruf. Objektivität muß der leser bewahren wenn er die erzeugnisse der journalisten und publizisten betrachtet.

  4. blackadder

    um zu röhls beitrag zurückzukommen:
    das dilemma liegt ja bereits in der „gerechten sache“.
    im namen der „gerechten sache“ gibt und gab es folterungen, massenmorde, hexenverbrennungen, aber auch miswirtschaft, vetternwirtschaft und ruin. gerade die „gerechte sache“ war der ansporn menschliche abgründe zu offenbaren. zudem, ist der gegenüber des vertreters der „gerechten sache“ gleichsam der vertreter der „ungerechten sache“?
    gemäß des pressekodexes in deutschland sollte es eigentlich klar sein: „objektivität“ ist das höchste gut des journalismus. demnach gibt es keine „gerechte sache“, wie friedrichs sie voraussetzt.
    kommentator @chaim formuliert es folgerichtig als anspruch, nicht als naturgesetz. nun gibt es ganz verschiedene ansprüche aufgrund verschiedener interessenlage. der journalist bleibt der „objektivität“ verpflichtet, was, welch‘ dilemma, wiederum einen anspruch darstellt.
    da beißt sich die katze in den schwanz…

  5. ungeknickterKerl

    Auch die Kommentare einiger Leser hier beweisen, das die Gehirnwäsche der „Political Correctness“ bereits unumkehrbare Früchte trägt!
    Warum sonst verlangt der Eine oder Andere von Journalisten oder Autoren ein *gewisses Maß an sozialer Verantwortung*?
    Warum sonst macht man sich Sorgen um millionen Ausländer, welche zu Unrecht mitleiden müßten mit irgendwelchem fanatischem oder unzivilisiertem Geschmeiß?
    Liebe Gehirngewaschenen: Autoren und Reporter sollen, ja m ü s s e n unbequeme Wahrheiten aufdecken und publizieren!! Sonst wird unsere westliche Kultur nicht lange überleben, sondern von machtgeilen und gerissenen Egomanen oder Dummfanatikern in den Abgrund geführt werden!
    Das Beispiel Sarrazin zeigte nur zu deutlich, wie es bereits um unsere Meinungsfreiheit bestellt ist! Erschreckend, was sich da abspielte! Mir wird bange um unsere so teuer erworbene Demokratie!!
    Allerdings zeigte sich auch, das die Bevölkerung doch noch nicht ganz verblödet werden konnte. Es war ein Genuß, als die geballte Gutmenschenterrortruppe erschrocken zur Kenntnis nehmen mußte, das das tumbe Volk eine ganz andere Wahrnehmung hat als diese abgedriftete Salbaderkompanie!
    Seitdem ist ein spürbarer Stimmungswandel durchs Land gegangen und ich wage zu behaupten, das diese Entwicklung sich verstärken wird. Es wird auch langsam Zeit!!!!!!
    Wir alle sollten versuchen, uns von dieser unsäglichen medialen Meinungsmacherei zu befreien, selber wieder das Gehirn einschalten und freie und mutige Schriftsteller unterstützen.
    Und Menschen wie der geschätzte Herr Steinhöfel geben mir wieder Hoffnung und Mut, weiter für eine funktionierende Demokratie einzutreten.
    Allzeit gute Streitkultur wünscht sich

    Euer
    ungeknickterKerl