Wann schmeisst Merkel den Hochstapler raus?

Zu Guttenberg beim Belügen der Öffentlichkeit

Zu Guttenberg beim Belügen der Öffentlichkeit

„Für mich steht ausser Frage, dass Herr zu Guttenberg ein Betrüger ist!“, Professor Lepsius, Universität Bayreuth.

Daran kann in der Tat, nachdem zwischenzeitlich eine deutlich bessere Einschätzung des Umfangs der Plagiate des copy-and-paste-Artisten aus dem Verteidigungsministerium vorliegt, keinerlei Zweifel bestehen. Wer sieben Jahre lang, „als junger Familienvater“ gehörig unter Stress, wie seine gegelte Eminenz Mitleid erheischend nicht zu betonen müde wird, an einer Doktorarbeit schreibt und am Ende einen solchen Flickenteppich nicht gekennzeichneter fremder Zitate als sein eigenes Werk abliefert, hat mit Wissen und Willen getäuscht und betrogen. Die groteske erste Einlassung zu Guttenbergs, nachdem der Skandal bekannt wurde, zeichnet das Bild einer Person, die entweder an Störungen des Realitätsbewußtseins leidet, die eine klinische Dimension haben oder aber die glaubt, sie könne mit dreister, arroganter Lüge durchkommen. Diese verlogene Äußerung gegenüber der Öffentlichkeit ist mindestens ebenso unglaublich, wie die ursprüngliche Tat dieses Hochstaplers. Am 18.2.2011 bogen sich die Balken:

„Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat, und den Vorwurf weise ich mit allem Nachdruck von mir. Sie ist über etwa sieben Jahre neben meiner Berufsabgeordnetentätigkeit als junger Familienvater in mühevollster Kleinarbeit entstanden..“.

Ob eine klinische Realitätsstörung vorliegt oder dreiste Hochstapelei gefolgt von dem Belügen der Öffentlichkeit. Keine der beiden Möglichkeiten, eine dritte gibt es nicht, lässt es als hinnehmbar erscheinen, zu Guttenberg länger im Amt des Verteidigungsminsters zu belassen. Warum hat Frau Merkel ihn nicht längst entlassen? Felix Krull, Verzeihung, zu Guttenberg, richtet mit jeder weiteren Äusserung Schaden an. Für das Amt, für die Bundesrepublik, für unsere Demokratie. Ein klägliche Gestalt, in der selbstverliebten Überzeugung, ein Vorzugskind des Himmels und aus feinerem Holz geschnitzt zu sein, als gelten für ihn keine Verbote.

Sein peinlicher Aktionismus in der causa „Gorch Fock“ scheint nach dem soeben bekannt gewordenen Ergebnis des Untersuchungsbericht im übrigen gleichfalls nach hinten loszugehen.

Meine Prognose: Zu Guttenberg hat keine Chance, im Amt zu bleiben.

© Joachim Nikolaus Steinhöfel 2011

Kommentar abgeben

Weitere Informationen und Widerrufshinweise finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Kommentare

  1. Eigentlich ist es schade, denn in der Berliner Kasperle-Truppe stach er ja noch wenigstens optisch und rhetorisch angenehm heraus (wie Skandalos in #6 bereits anmerkte); peinlich natürlich, wenn man nicht mehr weiß, wo man üb erall abgeschrieben hat. Noch peinlicher: daß zwei Gutachter im Zeitalter der Suchmaschinen nicht in der Lage sind, Stichproben zu überprüfen, wofür hat man denn studentische Hilfskräfte? Daß der sich selbst reproduzierende Wissenschaftsbetrieb eher eine Titelmühle geworden ist, kommt zur Causa G-Punkt noch erschwerend hinzu. Alles in allem: Realsatire pur. – Allerdings: ich empfehle jedem, von dem abgeschrieben wird, sich generell geehrt zu fühlen, das schont die Nerven und verlängert damit das Leben. Außerdem ist es doch ein Kompliment.

    http://www.welt.de/politik/deutschland/article12577261/Der-Minister-hat-sich-einfach-bei-mir-bedient.html

  2. extra

    @crackerjack

    „rekordbeschäftigung, rekordgewinne, rekordexport.“

    Wo findet denn die Rekordbeschäftigung statt? Wo eher bei den Leiharbeitern und im Niedriglohnsektor.

    Lassen Sie sich etwa auch durch die beschönigten Zahlen der BA täuschen?
    Vlt. sollten Sie vielmehr einen Blick auf die zunehmenden Zahlen der Aufstocker werfen.
    Ihr beliebtes Wort „Rekord“ wird sich auch dort einmal mehr finden lassen.

    Gerne führe ich Ihre Liste weiter:
    – Rekordleiharbeiter
    – Rekord-1€-Jobber
    – Rekordtief bei Rentenanpassungen
    – Rekordaufstocker

    Was Ihre Rekordgewinne angeht…
    Was kommt denn davon im Mittelstand an?
    Ist es nicht der Mittelstand, der als Großteil die Zahlreichen Rettungsaktionen stemmen muss?
    Von den sozial Schwachen mal ganz zu schweigen, die nicht wirklich viel davon sehen (werden).
    Ich bin mal nur gespannt, wer später Deutschland retten wird…

    Morituri te salutant, liebes Europa…

  3. carckerjack

    „Als aber ein Bürger dieses Landes (T. Sarrazin)seine Meinung in Buchform bekannt gab, wurde die Meinungsfreiheit mit Füßen getreten und dieser Bürger medial gelyncht! „</i) ??

    ..meinungsfreiheit mit füßen getreten? Wo? Es erschien ein vorabdruck im spiegel. Die veröffentlichung war ein medienereigniss ersten ranges. Wochenlang beherrschte das buch die printmedien, talkshows, kommentare und sogar politik. jetzt ist sarazzin millionär, selbst frau sarazzin ist zum medienstar avanciert und das nächste buch wird mit spannung erwartet. Und wo ist bitteschon sarazzins meinungsfreihet hier eingeschränkt worden?

  4. ungeknickterKerl

    Und es geht weiter bergab mit Deutschland!
    Was die Medien und die Politikdarsteller gerade abliefern, ist kaum noch mit druckreifen Worten zu beschreiben.
    Politiker sind halt Politiker! Da ist nicht `ran zu kommen! Diese Chargen sind zu fast 100% verkommene Subjekte! Unabänderlich!!
    Aber in unserer Medienlandschaft herrscht das `Hirnsterben`! Rückgrat und „dicke Eier“ sind eher hinderlich beim journalistischen Schaffen.
    Wie soll eine Demokratie funktionieren, wenn die Journallie gleichgeschaltet salbadert und der Regierung nicht mehr auf die Finger klopft?
    Diese absolut unfähige Moderatorenclique erklärt doch tatsächlich einen vermutlich kriminellen Minister zum Opfer und Liebling der Nation! Als aber ein Bürger dieses Landes (T. Sarrazin)seine Meinung in Buchform bekannt gab, wurde die Meinungsfreiheit mit Füßen getreten und dieser Bürger medial gelyncht!
    Ein lügender und betrügender Minister wird vom verlotterten Mediengesockse beweint und als fähiger Mensch dargestellt!!? Ein Bürger, welcher die Wahrheit ausspricht, wird als Abschaum und Nazi diffamiert!!!
    Ich schäme mich zunehmend, ein autochthoner Bürger dieses Landes zu sein!! Dieses schmierige Schauspiel ist eine Tragödie und ich sehe nichts Gutes auf uns zukommen!

    @Alle: „Die Grundlagen und das Wesen der Demokratie“ sollte bundesweit ein Pflichtfach in den Schulen sein!!

  5. crackerjack

    @NUB

    Dauerkriese? Wo? rekordbeschäftigung, rekordgewinne, rekordexport. Schau dir die amis an, da ist dauerkriese weil sie keine leute von format haben. Und die EU? Da tanzt doch alles nach unsere pfeife und das ist auch gut so, wir sind schließlich die mächtigsten, stärksten und zahlmeister. Wir finanzieren alle und sorgen dafür das sie unsere waren kaufen können und gleichzeitig bei uns verschuldet sind. Besser gehts doch nicht. Ausserdem ist in eine g Warte noch 5 jahre ab, dann hat der Euro den dollar als leitwährung abgelöst, wenn sie vorher nicht schon durch den renminbi abgelöst wurde.

  6. NUB

    @crackerjack

    Wir sind nicht durch die Krise gekommen. Es wurde die Dauerkrise ausgerufen. Und die dafür relevanten Entscheidungen und Zusammenhänge sind ja heute global – nicht, weil dies in allen Facetten genau so passieren MUSS, sondern weil es die Interessen so „diktieren“… Wir stehen nur so gut da, weil viele andere mangelhaft da stehen. Und das wird uns eventuell noch zum Verhängnis, wenn wir die schwächelnden EU-Mitglieder permanent mitziehen und immer wieder „retten“ müssen. Heraus kommt Mittelmaß und wenig Wohlstand für alle, mit wachsender Gruppe sozial Schwacher.

  7. crackerjack

    @skandalos

    ….hätte deutschland keine leute von format, wäre deutschland nicht so glänzend durch die kriese gekommen. Was in deutschland mittlerweile bedenklich an format verliert sind die medien. Fast wöchentlich wird eine neue sau durchs dorf gejagt oder populistische scheindebatten erzeugt, von sarazzin bis guttenberg. Das gerade bild jetzt ihr glitterboy ktg grandiös gegen die wand führ stimmt aber hoffnungsfroh.

  8. Skandalos

    Unter den Blindschleichen, die derzeit in Berlin das Volk „repräsentieren“, mag Guttie ein Einäugiger gewesen sein. Seine Doktorarbeit ist mir dabei sowas von egal: wer diesen grotesken Bildungsbetrieb so ernst nimmt wie der sich selbst, der hat den letzten Schuß nicht gehört. Entscheidend ist für mich, daß auch er im wesentlichen durch unpackbares Mittelmaß und Überforderung geglänzt hat, einzig sein Gehabe stach hervor, tolle Wurst. Aber Deutschland hat wohl einfach keine Leute mehr von echtem Format aufzuweisen.

    Dieses Land muß seht tief fallen und ne Menge welkes Laub abschütteln, bevor hier wieder ein bischen Frühlingsluft wehen kann. Werde ich mit Sicherheit nicht mehr erleben.

  9. carckerjack

    Schade, war ein guter man. Endlich was vorzeigbares im ausland.Hätte kanzler werden können und deutschland wäre gut dabei gefahren. Hat schlechte berater der kerl. Hätte er sofort den käßmann gemacht, hätte er nach 1-2 jahre gestärkt wieder voll durchstarten können. Aber so??? Schade.

  10. Wladimir Iljitsch Linkenheil

    Den angeblich ermittelten Beliebtheitswerten Guttenbergs ist eigentümlich, daß niemand sie nachprüfen kann. Wer immer an dieser Schraube drehen sollte, hat kriminalistisch gesprochen Motiv, Mittel und Gelegenheit, der politischen Debatte den Dreh zu versetzen, der ihm nutzt. Die Demoskopien von emnid, infratest und Co. sind theoretisch genauso manipulierbar (Fragestellung, Festlegung der Auswahlgruppe, Befragungsverfahren) wie die Internet-Klickumfragen der Tageszeitungsseiten. Letztere weisen in fast allen Fällen eine beachtliche Mehrheit der Rücktrittsbefürworter aus. Sogar bei der Bild-Zeitung.

  11. backtoroots

    Wie soll man’s benennen: Schmierentheater, Politposse…oder gar Betrug am Wählerauftrag?? Schlimmer noch: der ehrenwerte Herr Finanzminister bescheinigt diesem Jüngling auch noch „eine große politische Laufbahn“.
    Das Berliner Polit-Geschäft verkommt immer mehr zur Lachnummer. Wer gibt uns endlich ehrliche, glaubwürdige und nachhaltige Politik zurück??

  12. NUB

    Im Umgang mit der Krise möchte der Herr Guttenberg Vorbild sein, entgegnete er auf die Fragen nach der moralischen Legitimation, im Amt zu bleiben. Und genau das ist er nicht! Guttenberg streitet erst ab, räumt dann Fehler ein – und nun hagelt es von vielen Experten Kritik, so viele versehentliche Fehler in der Arbeit seien nicht glaubhaft, es müsse sich um vorsätzliche Täuschung handeln.

    Dass er angeblich der beliebteste Politiker des Landes sei, ist schon interessant. Wenn das hier alles so weiter geht, braucht keiner mehr was über Griechen zu sagen…

  13. laser

    Als ob eine andere Gestalt da ein Deut besser wäre.
    Die sollen sich alle angesprochen füllen,und von mir aus zurücktreten
    oder sich kollektiv aufhängen.Aber diese Volk hat nicht anderes Verdient,
    sonst währen Die nicht an der Macht.