Beobachtungen zu Petrys Abgang

Von Michael Klonovsky

Dass Frauke Petry heute mit einer gewissen trotzigen Theatralik aus der Bundespressekonferenz desertierte, ist wenig überraschend für jemanden, der das ambivalente Vergnügen hatte, für sie zu arbeiten. Ihr Verhalten gleicht dem eines Kindes, das den anderen das Spielzeug vor die Füße schmeißt, weil die nicht nach seiner Pfeife tanzen wollen. Frau Petry ist aber nicht nur eine trotzige, sondern auch eine intelligente Frau, also fingiert sie ehrenwerte Gründe für ihr Verhalten, das tatsächlich, ich schwöre es auf den Koran, außer Strebertum und Eigennutz keine Kriterien kennt. In der Zeit, in welcher ich als ihr Berater arbeitete, stieß jeder meiner Vorschläge, Konflikte mit anderen Führungskräften der Partei lieber zu moderieren statt voranzutreiben, bei ihr auf taube Ohren. Und sämtliche Parteifreunde, die ihr nicht bedingungslose Gefolgschaft schworen, fielen unter die Kategorien „unzuverlässig“, „Dummkopf“ oder „Feind“; der Bundesvorstand praktisch komplett unter Letztere.

Überall in der AfD sind in jüngster Zeit unter dem Namen „Alternative Mitte“ (AM) Gruppen entstanden, die bürgerlich-realpolitische Positionen vertreten und einer „Rechtsdrift“ der Partei, welche herbeizubeschwören der mediale Klagechor seit Monaten nicht müde wird, gegensteuern wollen. Das ist legitim, wie ich persönlich finde auch vernünftig, und gegen die Positionen der AM ist wenig einzuwenden – wohl aber dagegen, dass Frau Petry und ihr Ehemann Marcus Pretzell (Betonung bitte auf dem zweiten e) der Öffentlichkeit einzureden versuchen, sie – ich meine buchstäblich sie beide, und die beiden sehen das auch so – verträten die gute, solide, koalitionsfähige, verfassungs- und rechtstreue AfD; bürgerliche politische Inhalte seien identisch mit ihren durchaus windigen Personen, und wer nicht auf ihrer Seite stehe, sei mindestens rechtsradikal. Aber alle wichtigen Themen, alle guten Konzepte der AfD existieren vollkommen unabhängig von Petry & Pretzell. Sie existieren sogar ganz ohne sie.

„Ich bekenne mich vollständig zu den Idealen der AM“, erklärte der Partei-Idealist Pretzell vor kurzem; offenbar ging niemandem die Komik dieses Bekenntnisses von Seiten eines Mannes auf, der als Intrigant und politischer Spieler verrufen ist, dessen Firma im amtlichen Schuldnerverzeichnis landete, der zweimal Vermögensauskunft (vulgo Offenbarungseid) verweigerte, dem seine Anwaltszulassung entzogen wurde, der munter Verträge bricht und Angestellten das Gehalt nicht zahlt. Überhaupt ist es hochgradig skurril, wie sich zwei im bürgerlichen Leben Heimatlose als bürgerliche Alternative verkaufen wollen.

Das fidele Duo Petry-Pretzell wird, da es einzig aus Eigennutz handelt, ohne mit der Wimper zu zucken die Spaltung der AfD vorantreiben, und zwar frei nach Adenauer: Lieber die Viertelpartei ganz als die ganze Partei zu einem Viertel! Lieber reißen sie sich einen Bruchteil unter den Nagel und ruinieren das Ganze, als sich in die Rolle als Teil eines Ganzen zu fügen. Aber wer in einer Wagenburg putscht, arbeitet objektiv – und wer weiß, wie sonst noch – für den Gegner. Wer hat das größte Interesse an einer gespaltenen AfD? Wer wird sich nach einer möglichen Neuwahl brüsten, den „rechtspopulistischen Spuk“ aus dem Parlament vertrieben zu haben? Und wer wird den Judaslohn erhalten?

Es sollte sich noch mehr herumsprechen, welche Filous sich da als gemäßigte Realpolitiker spreizen und von ein paar Gutgläubigen beziehungsweise Allzutreuen bei der gottlob keineswegs alternativlosen Eigensanierung unterstützt werden.

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Kommentare

  1. Markus G.

    Völlig unabhängig von Petri und Prezell:
    Wenn die AfD es tatsächlich (irgendwann) ernst meint und nicht nur die Politik anderer kommentieren, sondern mitgestalten will, kommt sie an einigen der Forderungen von Prtei nicht vorbei. Will man das, dann muss man koalitionsfähig sein, sofern man nicht absolute Mehrheiten auf sich vereinigen kann. Dafür ist eine klare Abgrenzung zu den tatsächlichen Nazis unerlässlich. Es ist auch wenig hilfreich, wild drauf los zu wettern und damit die medialen und anderen Vorurteile weiter zu befüttern.
    Das hat die AfD beim Kölner Parteitag schon nicht verstanden.
    Schade! Anderenfalls hätte sie sicher 8-10% mehr bekommen können. Denn für viele Menschen ist nicht das Programm der AfD unwählbar, die Gaulands und Höckes und ihre Entgleisungen sind es!

    Die Position von Frau Petri ist unterdessen nicht neu. Das hat sie auch schon weit VOR der Wahl in einem Interview der Neuen Züricher Zeitung gesagt (s. Video):
    https://www.nzz.ch/international/petry-verprellt-ihre-waehler-ld.1319068

  2. Simon

    Dass Politiker(innen) in erster Linie aus Eigennutz handeln, das ist in diesem Berufskreis ganz normal und üblich. In erster Linie sind es doch solche Personen (und das gilt für alle Parteien), die politische Jobs anstreben und auch bekommen, die sowohl beruflich und damit verbunden meist auch finanziell keinen festen Boden unter den Füssen haben und die hier beste berufliche Karrierechancen wahrnehmen. Das ist also keine AFD-Besonderheit.

    Wir werden auch bald sehen, dass der Herr Lindner mit seinen FDP-Mannen und -Frauen den Vertrag mit der Jamaika-Koalition unterschreibt. Auch hier geht es in erster Linie um Karriere und Jobs, für viele Hundert FDP-Leute. Da werden FDP-parteipolitische Ziele und parteipolitische Ideologie mal schnell in den Hintergrund gerückt und der persönlicher Eigennutz bevorzugt befriedigt.

  3. Klaus Pohl

    Erst Lucke und jetzt Petry, auch das wird die AFD überstehen,mit Frau Weigel hat man eine gute Wahl getroffen

  4. Freespeech

    Das Ganze aber erst mal unter dem Aspekt, dass man die nächsten 4 Jahre sicher ist (3,3 Mio. € für den deutschen Steuerzahler) in einer Position, die sie der AfD zu verdanken haben, denn als Einzelpersonen wären sie ja nie so weit gekommen.
    Ich schäme mich, dass ich Frau Petry so lange „die Stange“ gehalten habe, weil ich vermehrt, ob meines Festhaltens an ihr, auf Kritik stoß, dass sie wohl eher ein von der CDU beeinflusste Unterseeboot wäre.
    Hat sich ja nun mehr oder weniger durch ihren Egozentrismus bewahrheitet.
    Wer denn die Schulden nun bezahlt hat, möchte ich lieber gar nicht wissen…

  5. J. Schuster

    Das war´s dann wohl mit der AFD , nix frischer Wind im Bundestag . Die größte Kanzlerin aller Zeiten , und ihre neuen gelbgrünen Lakaien , können sich zurücklehnen und weiter so machen wie bisher . Auch die Sozen können aufatmen , und keiner redet mehr von ihrem Wahldebakel . Und die Ex-SED wird weiter Schritt für Schritt , unbeobachtet , an ihrem Comeback basteln . Und das ist für mich schlimmer als die AFD . Die mußte ich lange genug ertragen .

  6. Stefan Seidel

    Heute lese ich, dass Petry mit dem Gedanken spielt, eine neue Partei zu gründen. Angeblich hätte sie bereits eine Internet-Domain unter dem Namen „die Blauen“ registriert. Abgesehen von dem wenig griffigen Parteinamen, wie wohl jeder Marketingprofi bestätigen würde, glaubt sie doch nicht wirklich, dass sie das ihr gewogene Personal und, noch wichtiger, die nicht unerheblichen finanziellen Mittel aufbringen wird, das Ding zum fliegen bringen. Es ist schon ein Unterschied, ob man nur den Vorsitz einer bereits existierenden Partei mit etablierten Landesverbänden übernimmt oder aus dem nichts eine neue Partei aus dem Boden stampft und das auch noch mit der Aura eines egoistischen,hinterhältigen Verräters.

    Eigentlich hatte ich Petry bisher für sehr intelligent gehalten, daher kann ich mir kaum vorstellen, dass sie tatsächlich daran glaubt, mit einer Lucke 2.0- Partei jemals irgend ein Mandat zu bekommen, geschweige denn „regierungsfähig“ zu werden. Möglicherweise ist ja doch etwas an der Verschwörungstheorie dran, dass sie ein U-Boot war, welches die Partei intern schädigen und spalten sollte.