Wie Facebook Nutzer täuscht und Reichweiten manipuliert

Um einer Person bei Facebook zu folgen, muss man nicht zwangsläufig mit ihr befreundet sein – abonnieren genügt. Man erhält dann die Postings, die der Abonnierte „öffentlich“, also nicht nur für seine „Freunde“ oder einen beliebigen anderen, beschränkten Empfängerkreis zugänglich macht. Bei mir hat sich die Zahl dieser Abonnenten in den letzten zwei Jahren sehr stark erhöht. Im Herbst 2015 war ich stolz, bald wohl die 1000er-Grenze zu überschreiten. Im Sommer 2017 waren es dann über 24.000 Abonnenten, Tendenz weiter steigend. Bis die Zahlen dann im Herbst 2017 nicht weiter stiegen, sondern innerhalb von sechs Wochen massiv fielen und sich aktuell bei etwa 20.600 befinden. Legt man die früheren, kontinuierlichen Steigerungsraten zugrunde, gingen mindestens 5.000 Abonnenten verloren. Und zwar nicht, weil die Leute plötzlich genug von meinen Weisheiten hätten.

Würde das Unternehmen hier lediglich Fake-Profile löschen oder solche, die mißbräuchlich genutzt werden (Spam, Pornografie, Bots usw.), wäre das völlig legitim. Aber dies erklärt nicht den Verlust von 25% der Abonnenten, den auch andere Personen mit ähnlich hoher Zahl von Followern zu beklagen haben. Es waren keine 5000 Fake-Profile unter den Abonnenten! Nicht annähernd. Facebook lässt seit der Verabschiedung des verfassungswidrigen Netzwerkdurchsetzungsgesetzes (Netz-DG) maschinelle Säuberungswellen durch das Netz laufen. Dies hat das Unternehmen selber eingeräumt. Im August zitierte die Bild-Zeitung eine Konzernsprecherin wie folgt: „Facebook bemüht sich seit Langem, sowohl die Erstellung gefälschter Accounts zu verhindern als auch gefälschte Konten zu identifizieren und zu entfernen. Dank technischer Fortschritte können wir besser gegen manuell erstellte Fake-Profile vorgehen und nutzen neue Analysetechniken wie Machine Learning, um weitere Formen von Missbrauch zu erkennen und zu unterbinden.“

„Machine Learning“ als „neue Analysetechnik“ verkaufen zu wollen ist schon ein sehr gewagter Versuch, die maschinelle Massenvernichtung von Profilen als Errungenschaft verkaufen zu wollen. Aus Angst vor politischem Druck und den völlig unverhältnismässigen Strafdrohungen des Netz-DG (bis zu € 50.0 Mio drohen dem Unternehmen aber auch seinen leitenden Angestellten, wenn man beim Löschen das Plansoll nicht erfüllt).

Wenn ein Nutzer mit seinem Postings deutsches Recht verletzt, kann und muss Facebook dies sanktionieren. Mit Löschen des Beitrags, unterschiedlich langen Sperren oder sogar der endgültigen Löschung des Profils. Bei Rechtsbrüchen ist dies legitim. Gibt es diese Sanktionen hingegen bei rechtmäßigem Verhalten, verletzt Facebook deutsche Gesetze. Das häufig anzutreffende Gerede vom „Hausrecht“, als stünde Facebook über deutschen Gesetzen, ist Rechtsunsinn sui generis und dokumentiert ein beklagenswertes Unverständnis der Regeln eines Rechtsstaates.

Es ist mehr als nur vorstellbar, dass Facebook über seine Algorithmen auch politische Inhalte und deren Reichweite steuert („Edgeranking“) und damit die Meinungsbildung manipuliert. In den USA wurden Manipulationen des Newsfeeds zu Lasten konservativer Positionen schon nachgewiesen Das Instrument des sog. „Shadowbanning“ ist perfide und sollte verboten werden. Hierbei bleibt ein Inhalt nur für den Verfasser und seine Freund sichtbar, wird aber für den Rest der Nutzer unsichtbar, also faktisch gelöscht ohne dass der Verfasser dies erkennen kann. Auch Justizminster Maas hat sich schon dieser Methode bedient. Und zwar ausgerechnet am Tag der Pressefreiheit und ausgerechnet gegen mich.

Jetzt erreicht der hinterhältige Eingriff in den angeblich freien Marktplatz der Meinungen allerdings eine völlig neue Dimension. Facebook löscht ohne jedes Zutun von Abonnent und Abonniertem das Abo. Es greift bevormundend und ohne jede Veranlassung in die freiwillige Beziehung zweier Nutzer ein. Beide Profile existieren weiter, aber das Abo ist ohne eine Beendigung seitens einer der beiden Parteien entfallen. Ich kann dies für mein eigenes Profil und eine Reihe von weiteren Profilen belegen. Teilweise wiederholt sich dieser Eingriff mehrfach. Mit diesem Tun wird das gesamte Grundprinzip von Facebook, dass sich Menschen auf aller Welt freiwillig miteinander vernetzen und austauschen können, auf groteske Weise ad absurdum geführt. Nimmt dies kein Ende, ist dies das Ende von Facebook wie wir es kannten und (meistens) schätzten. Nicht für jedes infame Fehlverhalten sind Justizminister Maas und sein Gesetz oder das häufig bemühte „technische Versehen“ verantwortlich. Oft ist es auch das allenfalls mittelmäßig gemanagte Unternehmen selbst.

© Joachim Nikolaus Steinhöfel 2017

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Kommentare

  1. Kai

    Bei mir ist es ganz genauso …. jeden Tag minus 10 – 20 Follower …echt schade ..grade dann wenn man seinen Wirkungsgrad verbösern möchte 🙁

  2. Peter B.

    Ob Facebook sich mit diesem Prinzip des vorauseilendem Gehorsam einen Gefallen tut, sei mal dahin gestellt. Die Internetgemeinde ist wie ein starker Regen: Man kann versuchen, das eine Loch im Dach zu stopfen, dann sucht sich das Wasser eben einen anderen Weg. Die Netzgemeinde wird auf die Möglichkeit sich auszutauschen nicht verzichten und irgendwann wird ein anderer „Zuckerberg“ daher kommen und einen Weg finden, diese Kommunikation zu gewährleisten. Die einzigen die noch nicht geschnallt haben, das diese geöffnete Büchse der Pandora nicht mehr zu schließen ist, sind unsere Politiker. Sie waren es bisher gewohnt, die öffentlichen Medien nach ihren Vorstellungen zu steuern, zu manipulieren und tun dies teilweise heute noch (siehe öffentlich Rechtliche). Aber auch das wird irgendwann vorbei sein. Die Schwarmintelligenz des Netzes wird langfristig einen Weg finden. Es wird keine Geheimnisse mehr geben, da kann die Politik kriminalisieren wie sie will. So gesehen, sehe ich die Entwicklung von Facebook vollkommen relaxed.

  3. Ralf

    Warum tut man sich freiwillig diesen fremdgesteuerten Unsinn namens Facebook noch an?
    Wir kamen doch fast unser Leben lang ohne aus,warum sollte das plötzlich anders sein?
    Schickt Facebook und Zuckerberg dahin wo sie hin gehören:In die Mülltonne!!

  4. Videoportal ebenfalls

    Shadowbanning gibts auch beim bekannten Videoportal.Da ist ein Video plötzlich in Detuschland nicht mehr zu sehen obwohl es noch da ist(jedenfalls wenn man sich mit eienr Ausländischen P einloggt)und man hat keine mail bekommen.

  5. Steffen Wasmund

    Die derzeitig unzureichende Lösung über das Netzwerkdurchsetzungsgesetz ist schlicht die Folge(!) einer nicht bestehenden hinreichenden Lösung. Wenn mindestens „größere“ Medien die Meinungsfreiheit sichersellen sollen, ist dies identisch mit der Forderung, dass sie dies müssen. Die Sichersellung der Meinungsfreiheit kann aber nur durch den Staat erfolgen. Jede privatrechtliche Zensur müsste demnach ausgeschlossen werden. Der Staat müsste sowohl für die Löschung von rechtswidrigen Äußerungen als auch für entsprechende Widerspruchsmöglichkeiten zuständig sein.

    Meiner Ansicht nach ist es einfach unmöglich, die Meinungsfreiheit von Privaten absichern zu lassen. Das ist ein Widerspruch in sich.

  6. E.H. Stiller

    Lieber Herr Steinhoefel,
    so unangenehm diese Massnahmen für Sie sein werden – sie sind ein gutes Zeichen. Ein untrügliches Anzeichen (mit vielen anderen) dafür, dass die Linke geistig komatös ist. Sie ist nur noch zu Rückzugsgefechten und wütenden Abwehr-Beissereien fähig.
    Jahrzehntelange Herrschaft über die intellektuellen Stammtische der Republik haben sie müde, arrogant, und intellektuell unfruchtbar gemacht. Da sie – zwecks Herrschaft – die Ratio durch Gesinnung ersetzt hat, ist sie zu rationaler Argumentation nicht mehr fähig. Sie kann nur noch verbieten oder versuchen, zu diskreditieren.
    Es ist im Prinzip ähnlich wie Ende der 60iger Jahre (ich habe diese Zeit – die von Linken als „die bleierne“ bezeichnet wurde) miterlebt, damals war der Konservatismus verknöchert und geistig versprödet. Heute übertrifft die Linke diese Zerfallserscheinungen bei weitem. Sie läuft entweder verzweifelt der Entwicklung hinterher, wie Sarah Wagenknecht oder Wolfgang Thierse (jetzt im Cicero), oder sie steckt den Kopf in den Sand und meint, über allen Wipfeln sei Ruh‘; andere sind aus Panik sprachlos geworden. –
    Das Perverse an der Situation ist, dass unsere verehrte Bundeskanzlerin dieser Linken ausgerechnet im Zustand von deren eklatanter Fäulnis hinterherhechelt. Am Aas der SPD hat sie sich schon geweidet. Jetzt sollen die Grünen drankommen.
    Dass sich ihre Partei dabei tödlich vergiftet, ist ihr angesichts ihres Machthungers völlig egal.

  7. ordo ab chao

    Sehr geehrter Herr Steinhöfel,
    ich schätze Sie und Ihre Arbeit sehr!!
    In diesem Falle sind Sie leider auf dem Holzweg: fb war & ist es NIEMALS ein Anliegen gewesen, sich „weltweit zu vernetzen und auszutauschen“ oder die „kostenlose Plattform“ dazu zu boeten. DAS war lediglich vorgeschoben. SIE & JEDER fb Nutzer ist DIE WARE!!! KEIN Kunde bzw „freiwilliger“ Nutzer, die wollen nur an Ihre Daten, Bewegungsprofil, Nutzerverhalten, Vorlieben (Essen, Kleidung, Sex, ..) usw halt STASI perfektioniert mit Hilfe/unter „freundschaftlicher“ Gesichtspunkte 😉 …
    Wenn einem das klar geworden ist, kündigt man schnellstens sein Konto!!

  8. Simon Templar

    Herr Steinhöfel, Facebook hat kein Monopol. Machen Sie eine Seite bei minds.com auf und verlinken Sie von FB dorthin.

  9. Guido Waldenmeier

    Ist das Wirklich so wichtig Die Anzahl der Folger
    Mir ist es Lieber mir folgen nur 50 Leute die für mich beruflich oder privat wichtig sind UND DIE meine Beiträge lesen
    Was habe ich von 1000 Folgern die mir meist total fremd sind meist andere Interessen haben oder Beiträge mit einem Smily kommentieren

  10. gast

    Bei Facebook unterliegt man deren AGBs und damit dem Handelsrecht. Meckern ändert nichts, man kann sich aber Gedanken über dezentrale Informationsverbreitung und -gewinnung machen. Gut investierte Zeit!

  11. Andrea Stege

    Sehr geehrter Herr Steinhöfel,
    Wegen folgenden Fb Kommentar sperrte mich Fb für 7 Tage, am 13.11.17 :
    “ Ich könnte dort nicht arbeiten. Aber das gehört hier nicht her. Ich verachte alle Tierquäler, so auch Moslems .“
    Es ging um einen Beitrag bei Animal Peace, der über den sexuellen Missbrauch eines syrischen Asylbewerbers an einem Pony ( in Berlin ) berichtete . Dieser Satz von mir richtete sich an einen User, der in einem Schlachthaus arbeitet und berichtete, das er im Zuge seiner Tätigkeit , Moslems bei der Vergewaltigung von Schweinen beobachtete.
    So viel zu den Fakten.
    Eine Beschwerde über meine , von Fb angeordneten, eingeschränkten Persönlichkeitsrechte brachte nur völlige Ignoranz seitens Fb.
    Mit freundlichen Grüssen, Andrea Stege

  12. Gerd S

    Eine etwas mildere Form der politischen Bevormundung betreibt GMX. Abonnierte Newsletter von z.B. Steinhöfel und Gatestone Institut werden durchgelassen, bei Vera Lengsfeld hingegen werden regelmäßig 9 von 10 Newsletter als Spam aussortiert. Der (als lernfähig angepriesene) Spamfilter zeigt sich hier penetrant lernunwillig.