Hitler war wenigstens ehrlich

Ein vor sieben Jahren in der FAZ erschienener Text von Ralph Peters („Der Tom Clancy des denkenden Mannes“, Wall Street Journal). Selten findet man so viele Volltreffer in so wenigen Zeilen. Und es gibt kaum etwas, das man 2010 zurücknehmen müsste.

Die Gesellschaften des „alten Europa“ erinnern Amerikaner an die arabische Straße. Die Europäer halten sich lieber an tröstliche Illusionen als an harte Realitäten. Sie reden viel, tun wenig und machen die Vereinigten Staaten für ihre eigenen Mißstände verantwortlich. Die Sprechchöre, die man kürzlich auf den Straßen Berlins hören konnte, unterschieden sich kaum von denen, die bis vor kurzem in Bagdad zu hören waren. Das Jammern und Klagen in Europa, die Begeisterung, mit der man den Amerikanern jede erdenkliche Bosheit unterstellt, während man alle Tugenden für sich beansprucht, und der erstaunliche Mangel an Selbstkritik lösen bei den Amerikanern Bestürzung aus. Wir dachten, ihr wäret erwachsen, aber von der anderen Seite des Atlantiks aus wirkt ihr wie verzogene Kinder…

Bundeskanzler Schröder hat uns erstaunt. Wir wußten schon lange, daß er ein politischer Scharlatan ist, aber das Ausmaß seiner Demagogie und seine amateurhafte Unfähigkeit, die Folgen seines Geschreis vorauszusehen, haben uns denn doch verblüfft. Wir sehen in Schröder einen Mann, der keinerlei Überzeugungen besitzt, ein politisches Tier von solcher Verkommenheit, daß er allenfalls den europäischen Karikaturen amerikanischer Schmalspurpolitiker ähnelt. Sein opportunistischer Antiamerikanismus schien nur auf Effekt aus zu sein, ohne jede Substanz und von keinem echten Glauben getragen.

Doch in anderer Hinsicht erwies Schröder sich als echter Europäer. Er kritisierte, aber bot keine eigenen brauchbaren Lösungen an. Er stellte Schlagworte über Ideen und Bequemlichkeit über ethische Belange. Und er gab kleinlichen Egoismus als politisches Heldentum aus. Welche Eigenschaften könnten das Europa des einundzwanzigsten Jahrhunderts besser charakterisieren?

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Kommentare

  1. Thilo Schmidt

    @ andrej

    Links = gewaltsame Umverteilung/Raub + Massenmord

    Dass Ihnen alles Linke zuwider ist, war Ihren Ausführungen ja durchaus zu entnehmen, aber dass Sie diesen altehrwürdigen Klassiker der anti-sozialistischen Propaganda im Ernst für eine gelungene Begriffsbestimmung halten, das wundert mich dann doch ein wenig.

    Mir bleibt dann ja mal wieder nichts anderes übrig, als darauf hinzuweisen, dass diese Gleichung lediglich dazu taugt, eine abgrundtief schlechte Meinung über alles Linke zu bebildern, als theoretische Aussage jedoch völlig untauglich ist: Überlegen Sie mal selbst, wo es in der Menschheitsgeschichte überall gewaltsame Umverteilung und Massenmord gegeben hat … Die Aufteilung Afrikas durch die imperialistischen Mächte Europas, die territoriale Expansion der USA durch Kriege gegen Mexiko und die amerikanischen Ureinwohner, die napoleonischen Kriege, die Eroberungszüge der Mongolen, der Gallische Krieg … Wenn Sie Ihre eigene Definition ernst nehmen, müssen das für Sie ja alles linke Umtriebe sein. Und dabei bleibt es noch nicht einmal: Sogar in prähistorischer, also vorpolitischer Zeit gab es bereits derartige Umtriebe, etwa wenn zwei Horden von Steinzeitmenschen um dieselben Jagdgründe kämpften.

    Das kann es also nicht sein.

  2. andrej

    Einen hab ich noch, Herr Schmidt, auch wenn Ihnen das gar nicht gefallen wird:
    Der stellv. Vorsitzende der Tscheka, Martin Iwanowitsch Latsis, 1918 in Krasnnyi terror:

    „Wir führen nicht Krieg gegen einzelne. Wir vernichten die Bourgeoisie als Klasse.*“
    Zum Vergleich jemand in ähnlicher Funktion aus dem NS-Staat:
    “ Es mußte der schwere Entschluß gefaßt werden, dieses Volk von der Erde verschwinden zu lassen.**“

    Ersetzen Sie mal Klasse durch Volk/Rasse. Und, alles dasselbe?

    *(Jörg Baberowski: Der Rote Terror. Die Geschichte des Stalinismus, Deutsche Verlagsanstalt 2003, hier: Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für Politische Bildung, 2007, S. 38)
    **Heinrich Himmler am 6.10.1943
    vor Reichs- und Gauleitern in Posen.
    zit. n. H. Graml, Reichskristallnacht, S. 264

  3. andrej

    Fast hätt ich Sie vergessen, Herr Schmidt. Pardon.
    „Sagen Sie doch mal klipp und klar, warum Sie meinen, dass der Nationalsozialismus ein linkes Projekt gewesen sei“, war Ihre Aufforderung.
    Gern. Die Sowjetunion unter Stalin hatte es verstanden. Sie nannten es einen „Raubkrieg“. Was, fragen wir mal rhetorisch, ist denn so ein Raubkrieg? Nun, im Grunde eine riesige Umverteilung von Besitz mit Waffengewalt. So ähnlich also z.B. wie auch die russische Revolution, oder, s.u. die Zwangskollektivierung unter Stalin.
    Ob man nun seiner Habe, oder, und auch das kam ja in beiden Fällen nur allzuoft vor, seines Lebens für das vermeintliche Wohl der Klasse der Werktätigen oder für die arische Rasse beraubt wird, weg ist weg, tot ist tot.
    Wie oben angedeutet: Es ist kein Wunder, dass Stalin sich so gut mit Raubkrieg auskannte. Nur 10 Jahre vor 41:
    „Natalia Nidzelskas Familie gehörte vor den Schicksalsjahren zur Mittelschicht. „Wir aßen dreimal pro Tag. Mein Vater war der einzige Schmied in Pilipi und hatte genug Arbeit“, erinnert sich Nidzelska. „1931 kamen die ersten Aktivisten und umzingelten die Dörfer. Jeder musste das Ackerland abgeben und in Kolchosen eintreten. Später nahmen sie das Vieh und sämtliche Nahrungsvorräte, bis wir gar nichts mehr hatten. Mein Vater musste auch seine Werkzeuge abgeben.“[…}
    „Meine Brüder versuchten Spatzen zu schießen und sich von Kaulquappen zu ernähren. Meine Schwester und ich konnten nicht jagen. Unsere Beine waren vor Hunger fast so fest wie Beton. Unsere Mutter hat uns heimlich ein bisschen mehr Brei gegeben als den Brüdern. Dann wurden wir aufs Feld geschickt, um zu arbeiten“, erzählt Nidzelska.“
    http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,458006,00.html