Hitler war wenigstens ehrlich

Ein vor sieben Jahren in der FAZ erschienener Text von Ralph Peters („Der Tom Clancy des denkenden Mannes“, Wall Street Journal). Selten findet man so viele Volltreffer in so wenigen Zeilen. Und es gibt kaum etwas, das man 2010 zurücknehmen müsste.

Die Gesellschaften des „alten Europa“ erinnern Amerikaner an die arabische Straße. Die Europäer halten sich lieber an tröstliche Illusionen als an harte Realitäten. Sie reden viel, tun wenig und machen die Vereinigten Staaten für ihre eigenen Mißstände verantwortlich. Die Sprechchöre, die man kürzlich auf den Straßen Berlins hören konnte, unterschieden sich kaum von denen, die bis vor kurzem in Bagdad zu hören waren. Das Jammern und Klagen in Europa, die Begeisterung, mit der man den Amerikanern jede erdenkliche Bosheit unterstellt, während man alle Tugenden für sich beansprucht, und der erstaunliche Mangel an Selbstkritik lösen bei den Amerikanern Bestürzung aus. Wir dachten, ihr wäret erwachsen, aber von der anderen Seite des Atlantiks aus wirkt ihr wie verzogene Kinder…

Bundeskanzler Schröder hat uns erstaunt. Wir wußten schon lange, daß er ein politischer Scharlatan ist, aber das Ausmaß seiner Demagogie und seine amateurhafte Unfähigkeit, die Folgen seines Geschreis vorauszusehen, haben uns denn doch verblüfft. Wir sehen in Schröder einen Mann, der keinerlei Überzeugungen besitzt, ein politisches Tier von solcher Verkommenheit, daß er allenfalls den europäischen Karikaturen amerikanischer Schmalspurpolitiker ähnelt. Sein opportunistischer Antiamerikanismus schien nur auf Effekt aus zu sein, ohne jede Substanz und von keinem echten Glauben getragen.

Doch in anderer Hinsicht erwies Schröder sich als echter Europäer. Er kritisierte, aber bot keine eigenen brauchbaren Lösungen an. Er stellte Schlagworte über Ideen und Bequemlichkeit über ethische Belange. Und er gab kleinlichen Egoismus als politisches Heldentum aus. Welche Eigenschaften könnten das Europa des einundzwanzigsten Jahrhunderts besser charakterisieren?

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Kommentare

  1. Thilo Schmidt

    Zum Dogmatismusvorwurf: Falls es Ihnen bisher nicht aufgefallen ist, dann sag ich es jetzt noch einmal ganz explizit: Bei unserem Streit geht es nicht um Fakten, sondern um die Frage, wie diese zu beurteilen sind. – Auf dieser Ebene habe ich Ihre Aussagen kritisiert.

    Anders gesagt: Dass sowohl Hitler als auch Stalin Uniform trugen, habe ich nicht abgestritten – an der Stelle führen Sie ein Selbstgespräch, in der irrigen Annahme, dass ich noch Ihr Gegenüber sei -; Ich bin derjenige, der nicht einsieht, dass aus diesen oder ähnlich gearteten Fakten die Schlussfolgerung zu ziehen sein soll, dass der Nationalsozialismus ein linkes Projekt gewesen sei. – Und auch hier wieder der zu erwartende, langweilige Hinweis von meiner Seite: Auch ein Jorge Rafael Videla hat Uniform getragen hat, und es soll ja auch schon demokratische Politiker gegeben haben, die ihre Ansprachen an die Nation in Uniform gehalten haben. – Oder sind das etwa Fakten, die Sie nicht zur Kenntnis nehmen wollen?

    Was die blood, sweat and tears Rede anbelangt, so haben Sie meinen Punkt verpasst: Ein demokratischer Politiker appelliert an die patriotische Opferbereitschaft seines Volkes. Dass Ihnen Churchills Kriegsziele sympathischer sind als die der Gegenseite, ändert daran nichts.

    Um das ganze hier mal ein wenig abzukürzen: Sagen Sie doch mal klipp und klar, warum Sie meinen, dass der Nationalsozialismus ein linkes Projekt gewesen sei. Und zwar bitte ohne Albernheiten à la „Die hatten alle Uniformen an! Und die Führer haben sich Führer genannt!“ Und ohne links (ich glaube Ihnen auch so und die Zeit, das alles zu lesen habe ich eh nicht).

  2. andrej

    Und die Art und Weise, Herr Schmidt, wie Sie mit Fakten umgehen, hat auch einen entscheidenden Mangel. Aber der ist eher dogmatischer Natur: Es kann eben nicht sein, was nicht sein darf.
    Wenn Hitler und Göring in Uniform rumrannten, dann weil Sie Militaristen waren. Bei Väterchen Stalin und beim ollen Fidel hingegen ist das dagegen wahrscheinlich lediglich Ausdruck einer Verweigerung gegenüber bourgoisen Kleidernormen.
    Wenn Hitler sich Führer nennen liess, dann war das Ausdruck des ultimativen Totalitarismus, wenn Stalin sich Woschd, also auch ‚Führer‘, nennen liess, dann war das aber wohl doch nur Ausdruck des tiefen Respektes und der Dankbarkeit, der ihm von der Arbeiterklasse entgegengebracht wurde.
    Last but not least, wie niedlich, Sie zitieren Churchills Blut und Tränen-Rede.
    Meines Wissens vom Mai 1940. Was, bitteschön, sollte C. denn versprechen, in einer Situation, als vom Nordkap bis zur Biskaya die Wehrmacht Europa besetzt hielt, und der Rest, der nicht von der Wehrmacht besetzt war, unter der Knute von Bündnispartnern Hitlers aus alten Tagen, wie Franco, oder aus jüngeren Raubzügen, wie Stalin (s. Besetzung Polens), stand???
    Sollte er den Briten in der Situation die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich versprechen, oder vlt. 30 Tage bezahlten Urlaub?
    „Blut, Schweiß und Tränen“, das war von Churchills Seite, und da ist der Unterschied, keine Glorifizierung des Opfers für irgendeinen Schwachsinn wie „Volksgemeinschaft“ oder „Sowjetmacht“, sondern zu dem Zeitpunkt nicht mehr und nicht weniger als eine ganz realistische Lageeinschätzung.

  3. Thilo Schmidt

    @ andrej

    Ihre Ausführungen haben einen grundsätzlichen theoretischen Mangel: Sie entdecken am Nationalsozialismus etwas, finden Vergleichbares in sozialistischen Gemeinwesen und wollen das dann als einen Beleg für die wesensmäßige Identität der beiden Systeme verstanden wissen (so klar sagen Sie das zwar nie, aber irgendwie scheint das doch Ihr Punkt zu sein, ansonsten würden Sie diese Masche ja nicht so zu Tode reiten …). – Das machen Sie sehr häufig so, meine Entgegnung darauf war immer, dass es das betreffende Phänomen auch in ganz anderen Zusammenhängen gibt, es also gerade kein Beleg für die Identität der beiden Systeme sein kann; auf diese Hinweise sind Sie bisher allerdings nicht eingegangen. – So auch hier: Dass eine Staatsführung von ihren Untertanen Opfer- und Dienstbereitschaft erwartet und diese auch nach Kräften herbeizuregieren versucht, ist gerade keine Besonderheit von Nationalsozialismus und Sozialismus… – Wo Sie schon das Stalinsche Loblied auf die Opferbereitschaft des russischen Volkes im Zweiten Weltkrieg zitieren: Churchill hat den Bürgern Großbritanniens bekanntlich auch nichts als Blut, Schweiß und Tränen versprochen. – Was ich damit sagen will: JEDE Staatsführung hat etwas mit ihrer Bevölkerung vor, bisweilen (wie im Falle des Dritten Reiches) auch „Großes“, appelliert einerseits an die patriotische Dienst- und Opferbereitschaft und sorgt andererseits mit dem Einsatz ihrer Macht dafür, dass die erwünschten Leistungen von der Bevölkerung auch tatsächlich erbracht werden. – Dies ist ein allgemeiner Charakterzug von politischer Herrschaft und kein Spezifikum eines bestimmten polit. Systems. Mit anderen Worten: Wenn Sie Ihre Einlassung WIRKLICH ernst nehmen würden, dann müssten Sie eigentlich geradewegs zu dem Ergebnis kommen, dass eigentlich sämtliche politischen Systeme „irgendwie“ gleich seien …

    Ihnen muss doch selber auffallen, dass ihre obige Entgegnung (Nr. 39) auf meinen Kommentar (Nr. 33) diesen gar nicht trifft, weil sie die Zurückweisung einer Behauptung ist, die ich weder in jenem Kommentar noch sonst irgendwo getätigt habe: Dass sozialistische Staatsführungen von ihren Bevölkerungen KEINE Opferbereitschaft erwartet hätten, steht da schlicht und ergreifend nicht. In meinen Ausführungen zum „Sozialismus“ im Nationalsozialismus haben Sie also lediglich die Wörter „Dienst“ und „Opfer“ entdeckt, mal wieder Ihre Suchmaschine bemüht, um mir dann triumphierend einen Auszug aus der Rede eines Sozialisten zu präsentieren, in dem – Wahnsinn! Wer hätte das für möglich gehalten! – von genau diesen Dingen die Rede ist. – Wie gesagt, Sie können nicht ein von mir vorgebrachtes Argument zurückweisen, indem Sie es absichtlich missverstehen und einfach etwas zu widerlegen versuchen, was ich nicht gesagt habe. – Also, wenn Sie mich von der Richtigkeit Ihrer steilen These überzeugen wollen, dann müssen Sie Sich schon die Mühe machen und auf das, was ich gesagt habe, eingehen. Wir sind also immer noch bei der Nr. 33 …

  4. andrej

    Na, dann eben Stalin, 24. Mai 45:
    „Ein anderes Volk hätte zu seiner Regierung sagen können: ihr habt
    unsere Erwartungen nicht gerechtfertigt, macht, dass ihr fortkommt, wir werden eine andere Regierung einsetzen, die mit Deutschland Frieden schließt und uns Ruhe sichert.
    Doch das russische Volk hat nicht so gehandelt, denn es glaubte daran, dass die Politik seiner Regierung richtig war, und brachte Opfer, um die Niederwerfung Deutschlands zu gewährleisten.“
    8. Mai 45
    „Die großen Opfer, die wir für die Freiheit und Unabhängigkeit unseres Heimatlandes gebracht haben, die unermesslichen Entbehrungen und Leiden, die unser Volk während des Krieges zu erdulden hatte, die auf dem Altar des Vaterlandes dargebrachte angespannte Arbeit im Hinterland und an der Front sind nicht vergeblich gewesen, sondern durch den vollen Sieg
    über den Feind gekrönt worden.“

  5. Thilo Schmidt

    Die Nazis verherrlichten nicht Opferbereitschaft an und für sich – sondern die für einen sehr bestimmten Zweck … DER war es, worauf es ihnen ankam.

  6. andrej

    Allmählich langweilen Sie mich.
    Nr. 33, nun gut.
    Schmidt:
    „“Sozialismus” hieß für die Nationalsozialisten… sein Lohn für in diesem Dienst erwiesene Leistungs- und Aufopferungsbereitschaft sollte in der Sicherstellung eines bescheidenen Auskommens und sehr viel Ehre bestehen: Für brave Knechte, die ihren Dienst tun, auch wenn sie von dem nicht allzu viel haben, und die mächtig stolz darauf sind, sich für Volk und Vaterland aufzuopfern, hatten die Nazis extrem viel übrig:“
    So weit, so gut. Die Nazis standen auf opferbereite, anspruchlose Knechte.
    Und die braven Sozialisten?
    Zum Vergleich die 1-Mann Boygroup der Weltrevolution, der auf T-Shirts unzählige Wohlstandsbäuche von verbeamteten Möchtegern-Revoluzzern und bestens versorgten revolutionsromantischen Kindern aus gutem Hause ziert, Ernesto „Che“ Guevara:
    „Alle und jeder einzelne von uns entrichtet pünktlich seinen Beitrag an Opfern in dem Bewußtsein, belohnt zu werden durch die Befriedigung in der erfüllten Pflicht, mit allen gemeinsam dem neuen Menschen entgegenzusehen, der sich am Horizont abzeichnet.
    Lassen Sie mich einige Schlußfolgerungen ziehen: Wir Sozialisten sind freier, weil wir erfüllter sind; wir sind erfüllter, weil wir freier sind. Das Gerippe unserer vollen Freiheit steht, es fehlt die fleischliche Substanz und die Hülle; wir werden sie schaffen.
    Unsere Freiheit und ihr täglicher Unterhalt haben die Farbe des Blutes und sind voller Opfer.
    Unser Opfer ist bewußt; ein Beitrag, um die Freiheit zu bezahlen, die wir errichten.“
    http://kpp.aksios.de/klassiker/che/co0006.htm
    1xPflicht, 3xOpfer, 1xBlut in 4 Sätzen = neuer Menscher im Sozialismus. Ach ja, 0xLohn o.ä.
    Wo soll da denn der Unterschied sein?

  7. Thilo Schmidt

    @ andrej
    „Warum fragen Sie immer mich?“ – Das frage ich mich inzwischen auch: An einer grundsätzlichen Debatte über die Frage von Identität und Differenz von Faschismus und Sozialismus ist Ihnen offensichtlich nicht gelegen. Stattdessen scheinen Sie eher gewillt zu sein, mich mit Ihrem ewigen Biographiegehubere zu Tode zu langweilen. – Und dazu wurde nun wirklich schon alles gesagt. Ich kann mich hier also lediglich wiederholen: Die Tatsache, dass jemand erst die eine politische Überzeugung hatte, diese dann über Bord warf und sich einer anderen zuwand, taugt im Leben nicht als Beweis dafür, dass diese Überzeugungen dann auch wohl so in etwa identischen Inhalts seien. – Oder sehen Sie das etwa anders?

    Hierzu noch eine weitere Wiederholung: In der Frühphase der BRD – also im System von Demokratie und Marktwirtschaft – war die Mehrheit der Bundestagsmitglieder ehemalige NSDAP-Mitglieder. – Folgt daraus, dass Demokratie und Faschismus eigentlich, mehr oder weniger, dasselbe wären? – Ich würde ja sagen „Nein“ … aber wenn Sie konsequent sein wollen …

    Deswegen noch ein weiteres, letztes Mal das Angebot: Wenn Sie mich von Ihrem Standpunkt überzeugen wollen, müssen Sie Sich schon die Mühe machen und auf Kommentar Nr. 33 eingehen. – Wenn Sie Sich hingegen lediglich Ihre schlechte Meinung über den Sozialismus erhalten wollen, habe ich eine freudige Nachricht für Sie: Dafür brauchen Sie meine Hilfe gar nicht! Drücken Sie diese holde Überzeugung einfach ganz fest an Sich und lassen Sie sie nie mehr gehen! Dann können Sie mit Ihrer Zeit auch besseres anstellen, als Sich „Belege“ zusammenzugooglen, die sowieso nie den Punkt treffen.

  8. andrej

    Übrigens, Herr Schmidt:
    Nach Ihren Maßstäben war Lenin – L E N I N- noch weniger Sozialist als der Gröfaz.
    Hitler behielt Privatwirtschaft lediglich bei, Lenin führte Sie, ganz Kapitalist offenbar- doch tatsächlich wieder ein:
    „In der Landwirtschaft wurde die Kollektivierung vorläufig gestoppt, und freie genossenschaftliche Zusammenschlüsse der Bauern erlaubt. Die naturale Ablieferungspflicht wurde durch eine Naturalsteuer ersetzt, die niedriger sein sollte als die bisher abzuliefernden Mengen an landwirtschaftlichen Produkten; die verbleibenden Ernteerträge durften die Bauern für ihren Eigenbedarf verwenden bzw. frei verkaufen. Diese Regelungen galten auch für die Sowchosen und Kolchosen, die sogar aufgelöst werden konnten, sofern sie die neuen Rentabilitätskriterien nicht erfüllten.

    Das hatte zur Konsequenz, dass in der Periode der NÖP die Nahrungsmittelversorgung primär durch individualbäuerliche Betriebe aufrechterhalten wurde.“
    „Im Bereich von Gewerbe und Kleinindustrie jedoch, v. a. der Konsumgüterproduktion, sollten unternehmerisches Engagement und privatwirtschaftliches Erwerbsstreben zugelassen werden.

    Dies ging soweit, dass sogar Betriebe der Kleinindustrie an ihre ehemaligen Eigentümer, soweit solche überhaupt die revolutionären Wirren überlebt hatten resp. nicht emigriert waren, zurückgegeben wurden.“
    http://eeo.uni-klu.ac.at/index.php/Neue_%C3%96konomische_Politik

  9. andrej

    Warum fragen Sie immer mich? Fragen Sie doch mal diejenigen, die sowohl Nazis als auch Sozialisten waren, die sollten es ja am besten wissen. Beispiele gibt es ja mehr als genug, z.B. diesen Herren, Alt-Nazi und Kommunist. Oder fragen Sie seine gewogenen Nachrufschreiber
    von der DKP:
    http://www.dkp-online.de/uz/3638/s1301.htm
    Interessante Biographie, was? Nazi, dann Kommunist, beim Hitler-Stalin-Pakt
    wieder Nazi, dann wieder Kommunist…

    Oder die im Folgenden genannten Herren:
    „NS-Briefe. Gregor und Otto verlegten das Schwergewicht ihrer Parteiarbeit nach Norddeutschland und ins Ruhrgebiet. Um den sozialistischen Kurs (Forderung: Sozialisierung der Grundstoffindustrien. Kohle, Energie, Verkehr; durch Bedingungen eingeschränkte Unternehmerinitiative in der Wirtschaftsführung; Zentralstellung der Reichsbank) besser und energischer verfechten zu können, gründeten die Brüder Strasser im Herbst 1925 die „NS-Briefe“ und im März 1926 den „Kampf-Verlag“ Goebbels, bis dahin Sekretär Gregors, wurde Redakteur der Briefe. Hitler gründete als Gegenschlag SA und SS.
    Goebbels und Himmler gingen allmählich zu den stärkeren Bataillonen Hitlers über. Alle norddeutschen und westdeutschen Gauleiter (Kaufmann, Koch, Stöhr, Schapke, Franzen und Wagner) standen bis auf den Hitler-treuen Robert Ley zu den Sozialisten der NSDAP, die – im Gegensatz zu Hitler – für die Enteignung der Fürsten und für die Unterstützung der streikenden sächsischen Industriearbeiter stimmten.“
    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44438102.html

    Oder den, der lebt noch:
    „Einst war er eine Ikone der 68er und Rudi Dutschkes Mitstreiter. Heute flirtet Bernd Rabehl heftig mit den Rechten und gibt der NPD-Presse Interviews.“
    „In einem Interview mit der NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ sagt Rabehl, die Deutschen hätten nach dem verlorenen Krieg „durch die Fremdmächte und die westöstliche Umerziehung ihre nationale Identität eingebüßt“.“
    Der meint, interessanterweise:
    „In „letzter Konsequenz“, so Rabehl, sei er sich also bis heute treu geblieben, was früher „als ‚links‘ angesehen wurde, gilt heute als ‚rechts'“
    http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,357397,00.html

    Oder den, der kriegt Sozialismus und Faschismus auch zusammen. Nicht nur biografisch:
    „Horst Mahler:
    „Diese Gleichsetzung, wenn Hitler das uns das gesagt hat, dann ist das das Böse, dann dürfen wir darüber nicht nachdenken, ist Teil unseres Verderbens. Wir sind heute als Volk ohne Willen ein Volk zu sein, Einflüssen und Mächten ausgesetzt, die uns letztenendes restlos zerstören weil wir es nicht gelernt haben, oder verlernt haben, diesen Einflüssen durch die Kräfte der Volksgemeinschaft Grenzen zu setzen.““
    Das ist derselbeMann wie hier:
    „Horst Mahler (1975):
    „Arbeiter, Werktätige, Genossen, kämpft mit der kommunistischen Partei für eine menschliche Gesellschaft, für den Sozialismus. Laßt Euch von der bürgerlichen Hetze nicht einschüchtern. Vorwärts mit der KPD.““

    Und verwundern muss das nicht, denn folgendes hätte auch Kommunisten begeistert:
    „…die neuen Freunde von der NPD sind begeistert:
    Horst Mahler:
    „Die USA sind deutlich von Dekadenz gezeichnet. Ihre Macht, die Macht des Dollars, hat globale Gestalt angenommen. Sie hat ihre Stützpunkte in den finanziellen Zentren an der Ostküste. Dort sind es nur wenige, nur einige Dutzend Spekulanten, in deren Händen die weltweit geknüpften Fäden zusammenlaufen. Diese Herrschaft ist schieres Schmarotzertum, eine tödliche Gefahr für die Menschheit.“
    Weltherrschaft, Verschwörung, Spekulanten und Schmarotzer: Mahler provoziert mit Begriffen aus der Nazizeit.“

    http://www.rbb-online.de/kontraste/ueber_den_tag_hinaus/extremisten/horst_mahler_vom.html

  10. Thilo Schmidt

    @ andrej

    Ist das Ihr Ernst? – Ich stelle eine Erklärung dafür zur Debatte, was die Nazis eigentich unter „Sozialismus“ verstanden und Sie zeigen mir ein Foto? – Wie wäre es, wenn Sie mal auf das Wesentliche zu sprechen kämen?

  11. andrej

    N, dann schauen wir mal Herr Schmidt:
    Im NS-Staat diente die Schule folgendem Zweck:
    a) Vorbereitung auf und Vorbildung für das Militär
    b) Formung linientreuen Nachwuchses

    Wie anders dagegen im Sozialismus, z.B. im real existierenden!!!
    Hier war stattdessen natürlich die freie Entfaltung der Persönlichkeit, die Entwicklung aller geistigen Potenziale, ob musischer, sozialer, oder wissenschaftlicher Natur, das oberste Erziehungsziel.
    Eindrucksvoll dokumentiert durch dieses Foto, auf dem sehr junge Künstler
    einer DDR-Schule bei der Vorführung einer Formationstanz-Nummer aus
    einem selbstgeschriebenen Musical zu sehen sind. Die Kostüme wurden nach eigegenen Entwürfen der Schüler selbstgeschneidert, Inhalt und Rollenverteilung des Stückes wurden von den Schülern frei in
    basisdemokratischen Abstimmung festgelegt:
    http://www.nva-fahrzeuge.de/images/a4_1.jpg

  12. Thilo Schmidt

    Ich mache Ihnen mal einen Vorschlag: Würden Sie mir zustimmen, dass es bei politischen Forderungen und Maßnahmen WESENTLICH darauf ankommt, welchem Zweck sie dienen? – So kann man zum Beispiel die nationale Infrastruktur ausbauen, um die Wirtschaft zu befördern, man kann dieselbe Maßnahme allerdings auch ergreifen, um Militärtransporte zu erleichtern und zu beschleunigen.

    Mit anderen Worten: Es wäre ein bisschen arg kurz gedacht, wenn man nach der Feststellung, dass A eine Maßnahme befürwortet, die B ebenfalls befürwortet, sich zufrieden die Hände reiben und die Angelegenheit für geklärt halten würde. – Die wirklich interessante Frage ist nämlich noch offen: WAS bezweckt A mit dieser Maßnahme, was bezweckt B mit ihr.

    Und was die Bildungspolitik der Nazis anbelangt: Würden Sie mir zustimmen, dass es deren zentrales Anliegen war, die Potenzen, die DER Rohstoff der nationalsozialistischen Politik überhaupt, nämlich das Deutsche Volk, in sich barg, optimal zu entfalten und der uneingeschränkten Benutzung durch die Staatsmacht zuzuführen? Die Nazis hatten sich für die Zeit nach ihrer Machtübernahme bekanntlich recht ehrgeizige Ziele gesetzt. – Denen sollten sämtliche Abteilungen der Bevölkerung optimal dienstbar gemacht werden.

    Der Gegensatz zwischen Konservativen und Nationalsozialisten auf dem Felde der Bildungspolitik bestand also darin, dass die ersten auf dem Standpunkt standen, dass der proletarische Pöbel höhere Bildung weder brauche noch verdiene, währende letztere in diesem generellen Ausschluss der Angehörigen der unteren Stände von höherer Bildung eine unhinnehmbare Ressourcenvergeudung sahen. – Und dass, wo Deutschland angesichts seines bevorstehenden „Schicksalskampfes“ doch alle Potenzen nutzen und alle verfügbaren Kräfte vereinen musste!

    Insofern waren die bildungspolitischen Forderungen der Nazis vielleicht ein Grund mehr für die konservative Elite, über diese neue Massenbewegung die Nase zu rümpfen. – Aber zu einem generellen Zerwürfnis ist es darüber nicht gekommen, schließlich war man sich im KERNANLIEGEN einig: Der Bruch mit Versailles, die Bestrafung der „Novemberverbrecher“, der Wiederaufstieg Deutschlands zur Großmacht.

    Angesichts SOLCHER Gemeinsamkeiten haben es dann nicht wenige Konservative geschafft, sich mit der Vorstellung abzufinden, dass in Einzelfällen (natürlich nur im Falle ausreichender Begabung – „Gleichmacherei im Bildungswesen“ wollten auch die Nazis nicht) auch mal ein Arbeiterkind auf das Gymnasium geht …

    Um mal auf die grundsätzliche Ebene zu kommen: „Sozialismus“ hieß für die Nationalsozialisten folgendes: Jeder deutsche Volksgenosse erhält unabhängig von seiner sozialen Stellung die Möglichkeit, seine Kräfte ganz in den Dienst an Volksgemeinschaft und Staat zu stellen (womit natürlich auch der ANSPRUCH definiert ist, den die Nazis an ihre Deutschen stellten); sein Lohn für in diesem Dienst erwiesene Leistungs- und Aufopferungsbereitschaft sollte in der Sicherstellung eines bescheidenen Auskommens und sehr viel Ehre bestehen: Für brave Knechte, die ihren Dienst tun, auch wenn sie von dem nicht allzu viel haben, und die mächtig stolz darauf sind, sich für Volk und Vaterland aufzuopfern, hatten die Nazis extrem viel übrig: Diese patriotische Aufopferungsbereitschaft galt ihnen als die „idealistische Geinnung des Ariers“.

    Damit standen die Nazis einerseits zwar durchaus polemisch gegen das in konservativen Kreisen recht verbreitete Standesdenken und die dazu gehörige Verachtung für die Angehörigen der niederen Stände. Angst gemacht haben die Nazis ihren konservativen Konkurrenten und zeitweiligen Verbündeten damit aber auch wieder nicht. Und warum auch? – Wenn „Sozialismus“ für die Nazis hieß, dass man die Ressource Volk so herrichtet, dass sie optimal als Werkzeug für ein äußerst ehrgeiziges Programm zum nationalen Wiederaufstieg zu benutzen ist, warum hätten sich konservative Politiker, die den Zweck dieses Programms teilten, vor diesen etwas ruppig auftretenden Patrioten fürchten sollen?

  13. andrej

    Was Ihnen, aus welchen Gründen auch immer, entgangen ist:
    Heute schreiben wir nicht 1920. Damals war Bildung für alle nun ganz und gar nicht selbstverständliche Forderung aller, sonst hätte Hitler es kaum propagiert. In ein Programm aus lediglich 25 Punkten nimmt niemand Binsenweisheiten auf.
    Wie sah es damals nämlich aus:
    „Man macht sich heute nicht mehr klar, daß die Elementarausbildung der Kinder des Bürgertums noch im Kaiserreich von Hauslehrern, Privatschulen oder (dem höheren Schulwesen angegliederten) Vorschulen geleistet wurde.“
    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13470554.html
    Der riesige Rest lernte gerade mal lesen, schreiben, rechnen. Und das war es. Und es war nicht im Mindesten selbstverständlich für jeden, dass
    das vlt. ein bisschen wenig sein könnte, im Gegenteil:
    „Als einzige Partei übte die Sozialdemokratie grundsätzliche Kritik
    am bestehenden Schulwesen aus der Perspektive der von höherer
    Bildung so gut wie ausgeschlossenen Arbeiterschaft.“
    https://ssl.bmj.de/files/-/4284/Tagungsband_Weimar.pdf
    In Weimar sollte das anders werden, aber:
    „Umstrittener Punkt ist u. a. die Grundschulnovelle, worin die allgemeine vierjährige Grundschule vorgeschlagen wird. Nach Besuch dieser für alle Kinder verbindlichen Einrichtung kann entschieden werden, ob die fünfjährige weiterführende Schule zur mittleren Reife oder die achtjährige bis zur Hochschulreife gewählt wird. Gegner der Grundschule sind vor allem die deutschnationale (DNVP) und die deutschvölkische (DVP) Partei. Sie plädieren für ein Weiterbestehen der alten Volksschule neben den anderen Einrichtungen (Gymnasium; Oberrealschule, seit 1890; Realgymnasium, seit 1900).“
    http://www.chroniknet.de/indx_de.0.html?article=1248&year=1925
    Das war 1925, und die Rechtsparteien wie die DNVP waren offenbar mit dem Bildungssystem, wie es im Kaiserreich war (s.o), glücklich. Die begüterten auf die höheren Schulen, der Rest auf die Volksschule:
    „Im Unterschied zur Kritik der Linken, die auf weitergehende Reformen
    zielte, richtete sich die der Rechten – vor allem der Deutschnationalen,
    des Philologenverbandes und konservativer Elternvereinigungen
    – gegen die Beseitigung privater Vorschulen, die
    4jährige Dauer der Grundschule wie auch deren Verbindlichkeit
    für alle Kinder, wobei von „Kinderzwangszuchthaus“ gesprochen
    wurde. „Das Interesse der konservativen Opposition bestand darin,
    Ansprüche auf Privilegien als Freiheitsrechte des einzelnen
    gegen den Staat auszugeben.““
    https://ssl.bmj.de/files/-/4284/Tagungsband_Weimar.pdf
    Und das hatte nun gar nichts mit “Bildung für alle“ zu tun.
    “Bildung für alle“ war damals eine unzweifelhaft linke Forderung!

    Aber Sie können es ja mal mit den Verstaatlichungs- oder Bodenreformforderungen versuchen, vielleicht klappt es da ja besser damit,
    „dass weit und breit KEINE SAU das Gegenteil will“.

  14. Thilo Schmidt

    @andrej

    Sie müssen mal etwas GANZ Grundsätzliches auf die Kette bekommen:

    Faschismus, Kommunismus, Demokratie & Marktwirtschaft – drei Systeme politischer Herrschaft; es gibt Differenzen und Identitäten. – Das schale Vergnügen, welches Sie Sich gönnen, besteht darin, dass Sie einfach irgendein Trumm gesellschaftlicher Wirklichkeit nehmen und meinen von ihm aus auf eine generelle Identität (im Falle von Faschismus und Sozialismus) bzw. auf eine generelle Differenz (Demokratie und Marktwirtschaft vs. die beiden anderen)schließen zu können. – Das haut im Leben nicht hin.

    Bevor der Witz unter geht, plaudere ich mal die Pointe aus: Der Witz an „Bildung für alle“ besteht darin, dass weit und breit KEINE SAU das Gegenteil will … Wenn Sie glauben, DARAN politische Lager auseinanderdividieren zu können, ist Ihnen nicht zu helfen.