Fragen wir Herrn Özdemir!

Özdemir hat ein paar prima Ideen

Özdemir hat ein paar prima Ideen

In einem Gastbeitrag für „Spiegel Online“ hat sich der Vorsitzende der „Grünen“, Cem Özdemir zur Revolution in Ägypten und zur Demokratie in den arabischen Ländern geäußert. Er hat eine brilliante Lösung für die Probleme der Region parat.

1. Ich möchte nur summarisch auf ein paar seiner Gedanken eingehen.

„Besser Diktaturen dulden als den Verlust der Stabilität riskieren – darauf haben sich die autoritären Herrscher der arabischen Welt und die Regierungen im Westen geeinigt. Es ist eine verengte Sicht der Wirklichkeit.“

Das mag für das alte Europa gelten, sieht man von Großbritannien und auch dem Einsatz einiger kleinerer Länder wie Polen oder der Niederlanden ab. Es gilt aber sicherlich nicht für die „Freedom Agenda“ der Bush-Administration, deren politischer Kerngedanke die Förderung von Demokratie und freiem Handel im mittleren Osten und Nordafrika war. Und die genau diese Schritte als bedeutsam erachtete, weil die bisherige Struktur einen Nährboden für Extremismus darstellte, vergl. diese Auszüge aus der zweiten Amtsantrittsrede:

„We have seen our vulnerability – and we have seen its deepest source. For as long as whole regions of the world simmer in resentment and tyranny – prone to ideologies that feed hatred and excuse murder – violence will gather, and multiply in destructive power, and cross the most defended borders, and raise a mortal threat. There is only one force of history that can break the reign of hatred and resentment, and expose the pretensions of tyrants, and reward the hopes of the decent and tolerant, and that is the force of human freedom.

We are led, by events and common sense, to one conclusion: The survival of liberty in our land increasingly depends on the success of liberty in other lands. The best hope for peace in our world is the expansion of freedom in all the world.“

Dass Bush spätestens zur Mitte der zweiten Amtszeit der Wille oder die politische Kraft fehlte, diese Ziele weiter mit Nachdruck zu verfolgen, kann allerdings auch nicht bezweifelt werden.

Was möchte Özdemir nun aber eigentlich mit seiner These mitteilen? Das er zum Neokonservatismus übergelaufen ist. Das hoffentlich keiner merkt, daß er erkennt, wie richtig Bush mit dieser Erkenntnis lag. Regime-Change mit den Grünen? Dem dürfte nicht nur die sich in Teheran mit Kopftuch anbiedernde Claudia Roth im Wege stehen.

2. In seinen weiteren gedankenarmen Ausführungen preist Özdemir ausgerechnet die sich auf einem fatalen Weg befindliche Türkei als Vorbild für die Entwicklungen in der arabischen Welt an. Sie sei

„ein Beispiel dafür, dass es für die vom Westen tolerierten Regierungsformen der arabischen Welt – säkular-korrupte Diktatur versus islamistisch-korrupte Diktatur – eine Alternative gibt: Durch den Wahlsieg der AKP unter Ministerpräsident Erdogan hat sich die Türkei mehr verändert, als in den Jahren seit ihrer Gründung 1923.“

Mit den tatsächlichen Entwicklungen in der Türkei hat dies nichts zu tun. Verhaftungswellen, Einschränkung der freien Presse und der Justiz, Konfrontation mit Israel, Abdriften in den syrisch-iranischen Block. Ich verweise auf die ausführlichen Erörterungen hier und hier und hier.

3. „An der Abkühlung des Verhältnisses zwischen Israel und der Türkei etwa ist nicht nur Ankara Schuld.“ Diese kühne Einlassung wird nicht weiter begründet. Bedenkt man Erdogans anti-semitische Ausfälle gegenüber Peres in Davos oder die Tatsache, dass Erdogan billigte, das aus einem türkischen Hafen ein „Hilfsschiff“ für Gaza auslief, auf dem bis an die Zähne bewaffnete Israel-Hasser mitfuhren, fiele dies wohl auch schwer.

4. Und abschließend noch ein wahrer Leckerbissen aus dem Gastbeitrag:

„Was wie eine Rückwärtsentwicklung wirkt, ist eher ein offeneres Zutagetreten der ländlichen anatolischen Türkei. Die existierte schon immer, sie war nur bislang nicht in den Machtzentralen von Politik und Wirtschaft vertreten und fiel daher weniger auf…Gleichzeitig wird die Türkei auch liberaler, multireligiöser, multikultureller, ja sogar feministischer und schwuler.“

Dann kann ja eigentlich nichts mehr passieren. Das ist ein Nenner, auf den sich wirklich alle einigen können sollten. Wenn Kurt Beck also tatsächlich noch zu Verhandlungen mit den „moderaten Taliban“ aufbricht, kann er den Vorsitzenden der „Grünen“ mitnehmen und unterwegs bei der Muslimbruderschaft absetzen. Und Cem erklärt den Brüdern, die die Scharia einführen wollen dann, wie er sich das mit Multireligiösität, Multikulti, Feminismus und Schwulsein in Ägypten vorstellt. Dabei viel Erfolg!

…fast hätte ich vergessen, dass in diesem Zusammenhang der Beitritt der Türkei zur EU ganz besonders wichtig ist. Meint Özdemir!

© Joachim Nikolaus Steinhöfel 2011

Update 21:41 hrs: Jetzt würde ich gegenüber Herrn Özdemir gerne unsachlich werden.

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Kommentare

  1. Zitrone

    Özdemir ist für mich der deutsche Ahmadinedschad, er ist nur nicht so ehrlich, weil das politisch schaden würde, obwohl, Roth ist auch nicht besser. Was Özdemir und Roth sagen und machen ist Absicht, sie wissen genau das sie lügen, wenn sie die Menschenrechtslage in Iran und Türkei als vorbildlich bezeichnen. Ich weiss nicht ob sie von den PR Agenten dieser Länder finanziert werden, aber macht euch mal die Linie der Grünen bewusst:

    Man labert Scheiße zugunsten einer Achse Türkei, Libanon, Iran und möchte das sich die arabische Welt dieser kulturellen Leichenhalle anschließt, nicht einmal gegen Atomkraft haben die Grünen etwas, wenn es iranische Atomkraft ist. Dieser Rest ist zwar nicht besser, aber kann diese Achse nicht besonders leiden. Die Grünen kämpfen den Kampf Khomeinis, das ist auch der einzige Grund weshalb sie für die Verlängerung des Afghanistaneinsatzes sind, weil der auch dem Iran nützt. Fragt euch mal was die Grünen vom Libanon bis zum Iran für eine Meinung vertreten und wie deutlich sich dabei doppelte Standards zu den restlichen arabischen Ländern abzeichnen (die natürlich nicht besser sind, aber eben auch nicht schlechter), das ist die Außenpolitik des Iran, was die Grünen da vertreten.

    Schaut euch mal an wie der iranische Büroleiter von Claudia Roth mit seinen Landsleuten redet, gebt einfach Grüntext bei Google ein und was der iranische Sprecher der Heinrich Böll Stifung zu Studentenprotesten und deren Niederschlagung sagt, gebt dazu infopartisan und Nirumand bei Google ein. mfg

  2. Leider wird das Erbe Atatürks und der Verrat an seinen Idealen nicht bewertet. Könnte man einen recht modernen Türken wie Cem Özdemir normalerweise zueignen, für die moderne Türkei zu stehen, doch es findet sich eine derartige Entsprechung in keinem seiner Sätze. Im Gegenteil.

  3. jack

    Ein schöner Text.

    Aber eine Bitte: Achten Sie darauf, das „Dass“, wenn es am Satzanfang steht, auch als „Dass“ und nicht als „Das“ zu schreiben. Das kommt eigenartigerweise mehrmals vor. (Natürlich, von mir aus auch als „Daß“, mir ist das egal).

    Anmerkung: Das kommt ständig vor. Ein Freigeist wie ich lässt sich von der Grammatik nicht drangsalieren 🙂

  4. ungeknickterKerl

    Wer sich so `ne Regierung (Merkel, Rösler, v.d. Leyen, Aigner u. auch Guido Laberwelle) leistet, hat auch so `ne Opposition verdient!
    Wenn dann noch dieses Gabrielgetier was absondert und diese verwirrte Pseudointellektuelle C. „Fatima“ Roth sinnloses Gebrabbel erzeugt, ist die Lachnummer fertig!
    Mir ist aber nicht nach Lachen zumute angesichts dieser politischen Tagdiebe und Taugenichtse.
    Und die Medien agieren bereits auch auf diesem geistigen Untergeschossniveau! Wußten wir zwar schon, aber es wird immer noch schlimmer!
    Depression macht sich bei mir breit, wenn ich an die Zukunft dieses Landes denke!!

    @Alle: Jagd diese an Hirngrippe erkrankten bei den nächsten Wahlen vom Hof!!

  5. crackerjack

    Wozu bushs „freedom agenda“ führte können wir täglich im iraq bewundern. Da halten es die völker der region doch lieber mit den motte der bremer stadtmusikanten – „etwas besseres als der tod finden wir überall“.

  6. Fiete

    Mhmm… auf Steinhöfels Website ist es schon halb elf durch. Steinhöfel ist eben seiner Zeit voraus!

    Anmerkung: Steinhöfel ist in Kapstadt. Und dort ist man bis zur europäischen Sommerzeit eine Stunde „weiter“ als in „Old Europe“.

  7. Fiete

    Was macht eigentlich C. Roth zur Expertin für islamische Angelegenheiten? Etwa. dass einer ihrer Penetrationspartner (geändert, J.S.) zu den Gesäß (geändert, J.S.)hochbetern gehört?

  8. Machmal Halblang

    Die Kameraden von den Grünen sind in ihrer Verblödung deutlich gefährlicher als etwa die rot lackierten Faschisten der sog. „Linken“. Bei denen weiß man ziemlich genau, wohin sie wollen; die Grünen ahnen ja nicht einmal, wohin sie wollen, ein Özdemir oder eine Roth würden für ihre wirren Überzeugungen ein ganzes Land in den Untergang reißen.

  9. Stefanie

    „Wie kann verhindert werden, dass dieser Mann, samt seiner Partei, in der es noch schlimmere Ansichten gibt, jemals in D in politische Verantwortung kommt?“

    btw: die Grünen waren bereits von 98 -2005 in der Regierung.

  10. Karolus

    @ Andrej: TREFFENDE Bemerkung über die Unersetzlichkeit des Friseurs – mich erinnert er immer an den frühen Krenz, und der war in seiner rechtschaffenen Zeit ja Friseur – Özdemir: Solange er spreche, schweige Claudia Fatima. Dies halte auch ich in der Tat für einen unglaublichen Vorteil!

  11. Otto

    @ Rainer Beel

    Die meisten Deutschen sehen sich ja auch artig jeden Abend um 20 Uhr die Aktuelle Kamera im Staatsfernsehen an und lesen morgens artig ihre DPA-Postille.

  12. einfacher Bürger

    Wie kann verhindert werden, dass dieser Mann, samt seiner Partei, in der es noch schlimmere Ansichten gibt, jemals in D in politische Verantwortung kommt?

  13. andrej

    Ich mag Özdemir. Nicht wegen seiner Politik – noch bin ich ja nicht ganz verblödet.
    Aber solage er spricht, ist Claudia still – und das ist keine Kleingkeit!

  14. Das Erschreckende ist, dass – auch wenn sie Özi nicht mögen, die meisten Deutschen seinen Thesen zustimmen würden. Den meisten, nicht allerdings dem EU-Beitritt der Türkei. Aber sonst: Der Westen aka USA ist so böse wie die Herrscher in Arabien („hat man ja bei Bush gesehen“), Israel ist auch ein bisschen böse („warum müssen die auch immer wieder schießen und Siedlungen bauen?“), und Deutschland sollte sich hübsch aus allem raushalten. Im Grunde hat David Cameron doch recht. Mit so einer 0 Bock-Haltung bietet man nichts, in das Zuwanderer sich integrieren könnten.