Massaker von Paris – Warum Frankreich nichts tun wird

Die Berichterstattung über die Massaker von Paris ignoriert den wohl entscheidenden Aspekt. Eine Meinungsumfrage aus dem Jahre 2014 ergab, dass ISIS in Frankreich eine Zustimmungsrate (von 16%) hat, fast genauso hoch wie die von Präsident Hollande (18%). In der demographischen Gruppe der 18-24jährigen steigt die Zustimmung auf 27%. Muslime machen etwa ein Zehntel der französischen Bevölkerung aus. Die Ergebnisse implizieren mithin, dass ISIS die Unterstützung der überwältigenden Mehrheit der französischen Muslime (und besonders der muslimischen Jugend) genießt, sowie die von großen Teilen der nicht-muslimischen Linken.

Betende Muslime in Paris

Betende Muslime in Paris


Ein sehr großer Teil der französischen Muslime unterstützt also die extremste Form des radikalen Islam und bietet damit den Terroristen die Möglichkeit, in einem sympathisierenden Milieu unterzutauchen. Das Problem hat ein solches Ausmaß erreicht, dass eine Lösung nicht mehr ohne drastische Folgen zu haben ist. Im Kalkül des hedonistischen Galliers sind ein oder zwei Massaker pro Jahr einem Bruch des ohnehin auf wackeligen Füssen stehenden sozialen Friedens vorzuziehen. Und daher wird Frankreich gar nichts tun.

Diese Fakten machen Terrorismusbekämpfung schwierig, aber nicht unmöglich. Es existieren zwei erfolgreiche Methoden zur Niederschlagung von Terrorismus, der die passive Unterstützung der lokalen Bevölkerung genießt: Die Franzosen in Algerien und die Israelis nach der zweiten Intifada von 2002.

Die erste Methode ist wegen des exzessiven Einsatzes von Folter und massenhafter Vergeltung gegen Zivilisten verrufen; die zweite hatte wegen der superben Geheimdienstarbeit mit menschlichen und elektronischen Erkenntnisquellen und nahtloser Integration von Militär, Polizei und Geheimdiensten Erfolg. Israel reduzierte die Anzahl arabischer Selbstmordattentate von 47 mit 238 Toten in 2002 auf nur einen Anschlag mit drei Toten im Jahre 2007.

Die Nadel in einem Heuhaufen zu finden ist nur möglich, wenn der Heuhaufen dir dabei hilft. Die französischen Behörden müssten die eigene muslimische Bevölkerung davon überzeugen, zum Informanten gegen deren radikalisierte Jugend zu werden. Die Häupter der muslimischen Gemeinschaft müssten den französischen Staat mehr fürchten, als die Radikalen in ihren eigenen Reihen. Und das würde eine große Zahl von Verhaftungen, Deportationen und anderer Zwangsmaßnahmen bedeuten. In diesem Fall würde sich die Lage zunächst verschärfen, bevor sie sich verbessert.

2005 gab es in Pariser Vororten und andernorts in Frankreich Unruhen durch muslimische Jugendliche. Der damalige Präsident Jaques Chirac versprach, die vermeintlichen Ursachen für die Gewaltausbrüche zu beseitigen. Er sagte: „Es besteht die Notwendigkeit, schnell und entschlossen auf die nicht zu bestreitenden Probleme zu reagieren, mit denen viele Bewohner der unterprivilegierten Viertel in unseren Städten konfrontiert sind“.

Die Arbeitslosenrate für muslimische Jugendliche in Frankreich liegt immer noch bei 40% und die wahrscheinliche Reaktion für repressive Schritte des Staates wäre eine weitere Welle der Gewalt.

Hierzu fehlen Frankreich schlicht und einfach die Nerven.

Text von David P. Goldman aka Spengler, Übersetzung Joachim Steinhöfel

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Kommentare

  1. Gernot Meyer

    @Nettelbeck Sie bringen da was durcheinander: ungebildete Schichten der Bevölkerung tendieren zu Kriminalität, wenn sie sich benachteiligt fühlen. Die kommen nicht auf die Idee auf irgendeine Art politisch zu werden.
    Terrorismus ist eine politische Kategorie und die ist de facto Angehörigen (bereits) gebildeter Schichten vorbehalten. Da machen die Drahtzieher des islamischen Terrorismus keine Ausnahme.

    @alle
    habe gestern einen interessanten Bericht gelesen: Mafia bietet New York Schutz vor ISIS an. Dazu auch die Feststellung, daß Sizilien eine ISIS-frei Zone ist. Im Prinzip entspricht das der von Spengler erwähnten israelischen Methode.

    (engl.)
    https://www.rt.com/usa/323032-mafia-isis-warning-gambino/

  2. Onkel Dapte

    Offenbar beginnt der Krieg, wenn die Muslime 10 Prozent der Gesellschaft erreicht haben. Da steht Deutschland unmittelbar davor, Merkel sei Dank.

    Wie soll man das Problem lösen? Schmerzlos geht es nicht mehr, aber jedes Zögern vergrößert das Problem. Was Deutschland betrifft, mache ich mir keinerlei Illusionen, ich sehe keinen Politiker, der bereit wäre, unpopuläre Schritte zu unternehmen gegen den Rest des Packs und der Medienmeute. Lieber unterwirft man sich, man braucht nur die täglichen Statements zu beobachten.

    Dabei hat dieser Staat sich schon einmal als sehr wehrhaft gezeigt. Da ging es um die RAF, die die Politiker und das Establishment unmittelbar bedrohte. Man machte strenge Gesetze, die eine Bestrafung allein wegen der Mitgliedschaft in der Terrororganisation ermöglichte. So wurde eine Mordanklage möglich, auch wenn der Beschuldigte unmittelbar nichts mit der Tat zu tun hatte.

    Genau das wäre nach meiner Meinung die Lösung. Man definiert den islamischen Terror, und jeder, der dann mit Worten oder Taten diesen unterstützt, wird wegen Mordes angeklagt.
    Doch das wird erst passieren, wenn der Terror ganz gezielt die Politiker und die „Elite“ bedroht.

  3. Herrmann

    @ von Nettelbeck: Gerade die moslemischen Bevölkerungsteile sind besonders schwer zu bilden. Ihre Standhaftigkeit gegenüber der Bildung ist …. legendär!

  4. von Nettelbeck

    Ich glaube, die beste und gefürchteste Waffe gegen den Islam ist Bildung. Damit ganz neue Denkprozesse in Gang gesetzt werden können. Es ist doch gerade die ungebildeten Bevölkerungsanteile die am einfachsten zu radikalisieren sind..

  5. Karl Martell

    „Hierzu fehlen Frankreich schlicht und einfach die Nerven.“
    Dafür hat man die bei uns:
    Um nun genau dieses System einzuführen…