Si vis pacem, para bellum

„Wenn du Frieden willst, bereite Dich zum Krieg“. Obamas neue Doktrin zum Einsatz der US-Atomwaffen, erklärt in der „Nuclear Posture Review“, ist ein Dokument von Naivität, Verantwortungslosigkeit und Eitelkeit. Zu einer Zeit, in der Russland und China aufrüsten und Nordkorea und der Iran nach Atomwaffen streben, erklärt Obama, eitler Pfau der er ist, er wolle mit seiner neuen Doktrin ein „Beispiel“ für andere Länder geben. Die USA würden zukünftig auch dann auf den Einsatz von Nuklearwaffen verzichten, wenn sie zuvor von einem Staat, der keine Kernwaffen besitzt und dem Atomwaffensperrvertrag beigetreten ist, mit chemischen oder biologischen Massenvernichtungswaffen angegriffen würden.

Dies klingt wie ein Auszug aus dem Handbuch für Schurkenstaaten. Wie eine Anleitung, sich möglichst umgehend auf die Produktion von chemischen und biologischen Massenvernichtungswaffen zu verlegen, um das Risiko eines atomaren Gegenschlages der USA auszuschliessen.

Obama glaubt offenbar, durch die Reduzierung der US-Atomwaffen, durch zu unterlassende Modernisierung und Transparenz bezüglich der Einsatzregeln Verbrecherstaaten zu Wohlverhalten bewegen zu können. Reine Fantasie, pubertäres Wunschdenken. Frieden durch Appeasement?

Der nukleare Abwehrschirm der USA gewährt die Sicherheit von etwa 30 Staaten. Werden diese sich jetzt selbst auf die Entwicklung von Nuklearwaffen verlegen ? Tritt dies womöglich zu den mutmaßlichen Bestrebungen von Saudi-Arabien, der Golfstaaten, der Türkei hinzu, die einen nuklearen Iran fürchten. Führt dies eher zu Proliferation als zu deren – gewünschten – Gegenteil ? Die Unsicherheit darüber, ob bei einem Angriff auf die USA oder ihre Verbündeten mit einer apokalyptischen Antwort zu rechnen war, hat(te) fraglos enorme Abschreckungswirkung. Egal, ob die Furcht begründet war. Diese Sicherheit unterminiert Obama, ohne irgendeine Gegenleistung zu erhalten.

So lange Nuklearwaffen existieren, müssen die USA die modernsten und effektivsten dieser Waffen und weiterhin ein Raketenabwehrsystem besitzen. Das US-Arsenal hat die Aggression totalitärer Staaten über sechs Jahrzehnte in Schach gehalten. Pazifismus, Appeasement und Signale der Schwäche erhöhen lediglich das Risiko kriegerischer Konflikte.

„Die größte Leistung besteht darin, den Widerstand des Feindes ohne einen Kampf zu brechen.“ – Sunzi, Die Kunst des Krieges, Kapitel III. Aber Obama hat weder diesen Philosophen verstanden, noch Vegetius. Wahrscheinlich kennt er sie gar nicht.

© Joachim Nikolaus Steinhöfel 2010

Update: Siehe auch den am 09.04.2010 u.a. in der „Washington Post“ erschienenen Artikel von Charles Krauthammer: „This administration seems to believe that by restricting retaliatory threats and by downplaying our reliance on nuclear weapons, it is discouraging proliferation. But the opposite is true.“

Update 2: Fifty-five percent (55%) of U.S. voters oppose President Obama’s new policy prohibiting the use of nuclear weapons in response to chemical or biological attacks on the United States.

Kommentar abgeben

Weitere Informationen und Widerrufshinweise finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Kommentare

  1. andrej

    @aber cracker, wenn keiner mehr bild liest, wer soll dann die die äußerst wichtigen beiträge des altkanzlers zur pol. diskussion in diesem blatt bezahlen? nicht, dass der mann noch hartz 4 beziehen muss…

  2. crackerjack

    @blackadder

    „…..einen “revolutionären” charakter hätte die sache gehabt, wäre sie zu eiten des kalten krieges geschehen……“

    Es ist damals zu Zeiten des kalten Kriegs geschehen und es war revolutionär. ABM Vertrag, IFN Vertrag, SALT1 und SALT 2. Obamas Vorstoß ist praktisch SALT3. Das interessanteset an dieses SALT Abkommen ist das es an ein Verzicht der USA auf Stationierung irgendwelcher Strategischen Raketensysteme an Russlands Grenzen gekoppelt ist. Ansonsten ist, da gebe ich dir Recht , viel PR im Spiel, obwohl hier auch der desolaten ökonomisch/militärischen Zustand der Supermacht USA nach der Neocon Desaster Rechnung getragen wird.

    Für Wirbel sorgt etwas ganz anderes. – Der Verzicht der USA darauf, nicht nuclear Staaten die mit der IAEA zusammenarbeiten, mit Nuclear Waffen anzugreifen. Dieses gilt auch für den Kriegsfall. Eine interessante politische Schachzug, denn damit erklärt die USA indirekt jeder Staat der sich heimlich und ohne internationaler UNO Aufsicht Atomwaffen anschaft zur legitimer Zielscheibe US Atomwaffen im Konfliktfall.

    Eine sehr kreative und intelligent Politik, wie ich meine. Ab jetzt kann sich kein Regiem sein Bestreben nach Nuclear Waffen damit begründen dass er seine Bevölkerung vor US Nuclear Waffen schützen muß, weil durch Obamas Doktrin das genaue Gegenteil der Fall ist. Wer keine Atomwaffen hat braucht sie nicht zu fürchten, wer sich die Waffen anschafft wird automatisch zur Zielscheibe.

    Politisch eine Meisterleistung in bester Bismark Tradition. Das die Amis , nach Bush, intelligente Aussenpolitik betreiben, hätte ich nie zu hoffen gewagt.

  3. Tja, was soll ich sagen? Ich kann fast allem zustimmen, was ich hier lese, und das kommt wirklich selten vor. Offensichtlich haben wir viele ganz ähnliche Weltanschauungen.

  4. blackadder

    @cracker
    um da mal mitzumischen:
    es besteht keine veranlassung zum „nuclear overkill“. dies ist ein anachronismus des „kalten krieges“ bzw. die militärische strategie beider seiten. die voraussetzungen hierfür sind einfach nicht mehr gegeben.
    man entledigt sich lediglich einer politischen wie auch technologischen altlast. technologisch in dem sinne, dass auch nuklearwaffen ausrangiert werden müssen. ungeachtet dessen, dass moderne atomare sprengkörper ein vielfaches an der „kritischen masse“ übersteigen, die zur kettenreaktion benötigt wird.
    es ist ein nullsummen-spiel, indem beide seiten nicht wirklich einen einsatz wagen müssen. in anbetracht dessen, dass beide gemeinsam die gesamte welt bestimmt 10 mal nuklear verwüsten könnten, ändern die neuen vereinbaren lediglich den tatbestand, dass sie es nur noch 9 mal können.
    es bleibt eine rein kosmetische PR-kampagne, die nichts kostet.
    einen „revolutionären“ charakter hätte die sache gehabt, wäre sie zu zeiten des kalten krieges geschehen.
    aber so entledigt man sich nur populistisch seines schrotts.

  5. ciderhead

    Si vis pacem, para bellum – was nützt das schönste Latein, wenn es meilenweit an der Realität vorbeischrammt?
    Da ein potentieller Angriff mit chem. o. biol. Waffen (wenn überhaupt)eben nicht mit einer Interkontinentalrakete sondern von fünf Typen mit “ südländischen Teint“ ( würde man bei uns sagen) in einem geklauten Pick-Up verübt werden würde und man angesichts eines staatenlosen, in Deutschland geboren Syrers mit jemenitischer Mutter kaum alle drei Länder nuklear von der Landkarte radieren würde, gönnt sich B.O. eine schlichte Anpassung der offiziellen Politik an die Praxis.
    Ganz abgesehen von der Tatsache, daß, wäre im Weißen Haus ein Brief mit Milzbrandbakterien und dem Absender “ Kim Jong Il, Pjöngyang“ engeflattert, noch nicht mal der alte George W. ernsthaft erwogen hätte, die Steinzeit – Metropole zu atomisieren.
    Was besagten Kim immer klar war – Hunde die bellen, beißen nicht.
    Und fürs Protokoll: Obama-Bashing aus Prinzip i s t genauso behämmert, wie Bush-Bashing aus Prinzip w a r.

  6. crackerjack

    @andrej…

    nochmal, weniger Bild lesen, das hilft.

    Jubel gab’s keinen. Dafür aber national und international durchweg Lob, Annerkennung und Erleichterung dafür das die Atom Supermächte sich endlich wieder zusammensetzen und ernsthaft über eine reduzierung ihre Nuclearwaffen verhandeln statt eine neue, völlig unnötige, Spirale des Overkills anzufangen.

    Ablehnung gab’s einzig aus aus zwei Richtungen. Die US Republikanische Neocons, und Israel’s Likud/Religiös/Nationalistische pressure groups.
    Anscheinend gibts doch Gruppen die eine weltweite Atom standoff als wünschenswert und für ihre Zwecke als vorteilhaft betrachten.

  7. blackadder

    @andrej
    ich meine, den triefenden sabber einiger meinungsmacher gesehen zu haben…
    nunja, und was crackers „raketenschirm“ betrifft, so ranken sich darum mittlerweile mehr mythen als um akw’s…

  8. andrej

    @cracker:
    komisch, dass in europa keine jubelorgien ausgebrochen sind. könnte daran liegen, dass bei realistischer betrachung ein bewaffneter atomarer konflikt zw. russland und den usa so wahrscheinlich ist wie der uebertritt von al quaeda in die heilsarmee!

  9. Hans Buchhalter

    Ich teile die Auffassung, dass die Einschränkung der Verwendung der Atom-Waffen keine effetive Wirkungen auf den „Weltfrieden“ haben wird. Es ist reine Kosmetik. Die Bestände werden von einer sinnlos großen Zahl auf immerhin noch beachtlich 1500 Sprengköpfe reduziert – eine Kostenfrage.

    Die Obama-Doktrin ist mit dem nächsten Präsidenten sofort revidierbar. Daher sehe ich kein Problem darin. Marketingfachleute würden den Imageeffekt hervorheben. Obama geht die Sache aktiv an. Er gibt wenig auf, kann jedoch viel Lob unter den „Gutmenschen“ ernten. Das Vernichtungspotential bleibt erhalten.

  10. crackerjack

    Eine Supernachricht für Europa und insbesondere für Deutschland.

    1. Bei ein Nuclearkonflikt zwischen der USA und Russland würde das europäische Kontinent völlig vernichtet werden. Je vertrauunsvoller die Zusammenarbeit zwischen USA und Russen desto besser für uns. Dabei ist nicht Putin meine größte Sorge, sondern ein USA unter Palin oder ein Israel unter Schas. Putin ist ein intelligenter berechenbare Machpolitiker, Palin und Schas sind einfach gestrickte, religiös geschädigte Wirrköpfe.

    2.Offenscihtlich ist das sogenannte „Raketenabwehrschirm“, welche die Bush Looneys mit Hilfe einige ihre „New Europe“ Vassallen an der europäische Bevölkerung vorbei uns aufs Auge drücken wollten, endgültig vom Tisch. Ein guter Tag für uns.

  11. jan

    Ein schwierige Frage, die der Abschreckung, ähnlich wie in Israel.

    Allerdings sehe ich eher die Kriegsgefahr von den USA ausgehen, wenn man sich die Kampfhandlungen der letzten Jahrzehnte anschaut.

    Ich finde es einen Schritt in die richtige Richtung, obwohl Obama nun wahrlich keinen riesigen Fortschritt für die USA bedeutet.

  12. Wladimir Iljitsch Linkenheil

    Ist Obama ein Ehrenmann? Wird diese Selbstverpflichtung für die Dauer seiner Amtszeit gültig sein?

    Was sein Nachfolger im Amt als Nukleardoktrin anordnet, steht ja auf einem ganz anderen Blatt. Unter Carter waren die Schlachtschiffe der Iowa-Klasse stillgelegt, unter Reagan waren sie reaktiviert und haben Ziele im Libanon unter Feuer genommen.

    Das Wissen um die Herstellung von Atomwaffen ist mit Obamas Schritt ja keineswegs vergessen. Es ruht nur. Und Obama weiß das auch.

    Obama non modo parat bella, sed etiam gerat illa. Gefangene werden nicht mehr gemacht, Guantanamo ist überflüssig. Die Verdächtigen im Irak oder in Afghanistan/ Pakistan werden mit Drohnenfeuer gleich abgeknallt. Change.

    Die Nukleardoktrinsreform ist ein Zugeständnis an diejenigen, die sich von ihm Change erhofft haben und bisher zuwenig davon gesehen haben. Dieses Zugeständnis ist billig und wohlfeil. Die genz große Keule ist mit pompöser Geste beiseite gelegt, aber bleibt in Reichweite.

    Ein weiterer Akt in einem billigen Schauspiel mit einem billigen Hauptdarsteller.

  13. blackadder

    diese neue doktrin wird keinerlei auswirkung auf die planungen von schurkenstaaten haben.
    das ziel ist die a-bombe, die unantastbarkeit des jeweiligen regimes.

  14. Pingpong

    Im Irakkrieg in den 90ern waren die Irakis seinerzeit sehr in Versuchung, zumindestens chemische und auch biologische Waffen gegen die US-Truppen einzusetzen.

    Die seinerzeit von amerikanischer Seite glaubhaft vorgebrachte Ankündigung, dann im Gegenschlag Atomwaffen einzusetzen, habe dann jedoch die irakische Militärführung von derlei Ideen abgehalten.
    Dies wurde bereits vor ca. 17 Jahren in einer deutschen Talkshow von ehemaligen irakischen Militärs offenbart, dass man die amerikanische Drohung damals sehr ernst genommen habe.

    Abschreckung funktioniert nur durch Glaubwürdigkeit – entstehen erst einmal Zweifel an dem unbedingten Willen, in einem militärischen Konflikt notfalls auch bis zum Äußersten zu gehen, dann steigt die Wahrscheinlichkeit einer Auseinandersetzung beträchtlich, eben weil von Seiten des Aggressors nicht mehr damit gerechnet werden muß, dass tatsaechlich der Vernichtungsschlag erfolgt.

    Potentaten wie Hitler oder Saddam handeln – bei aller Verrücktheit – oftmals erstaunlich rational – das westliche Appeasement erweckte in Hitler, der Westen sei schwach und dekadent und kriegsunwillig – er wurde letztlich dazu ermuntert, den Bogen zu überspannen.

    Ebenso hat Saddam Hussein damals zweifellos nicht damit gerechnet, dass sich die USA und andere Staaten tatsaechlich militaerisch fuer die Befreiung Kuwaits engagieren wuerden.

    Und in Sizilien weiß jeder, daß Vereinbarungen, die mit gewissen Kreisen geschlossen werden, unbedingt einzuhalten sind – es sind dort sicher nicht die Gerichte, vor denen man sich fürchtet.

    Glaubwürdigkeit ist die Grundlage jeder erfolgreichen Abschreckung – nur wenn ich als Aggressor davon ausgehen muss, dass mein Gegner verrückt genug ist, grundsätzlich noch einen draufzusetzen, nur dann erkenne ich, dass ein Angriff sinnlos, weil nicht erfolgversprechend ist.

  15. Albrecht Klein

    Barack Hussein Obama sollte die US-Atomwaffen verschrotten und ein militärisches Bündnis mit dem Iran abschließen.