Der Cookie-Gauner von Scholz & Friends

Gerald Hensel ist „Executive Strategy Director“ bei der Werbeangentur Scholz & Friends („Tofu ist schwules Fleisch„) in Berlin. Darüber hinaus hat er nach eigenen Angaben auch Politologie studiert und ein Buch über Rüstungskontrollverhandlungen mit Nordkorea herausgegeben. Das 120seitige Standardwerk (Positive Anreizsteuerung im Atomkonflikt mit Nordkorea 1994-2002) war nicht nur für die amerikanischen Administrationen ein unverzichtbarer Ratgeber und verlässlicher Begleiter in schwierigen Verhandlungssituationen. Wir alle haben doch noch den Ruf der US-Verhandlungsführer im Ohr: „Schlag doch mal einer im Hensel nach“, wenn sie nicht mehr weiter wussten.

Unter davaidavai.com betreibt Hensel jetzt unappetitliche Denunziation. Er will Werbetreibende nötigen, nicht mehr auf ihm politisch nicht gefälligen Seiten zu werben um diese wirtschaftlich zu schädigen und mundtot zu machen. Mehr dazu hier. Mit „Davai, davai!“ haben die Wachmannschaften die Gefangenen in den Gulags zur Arbeit getrieben. Hensel, mit fiebrigem Blick seine Mission im Auge, stört das nicht. Er verkauft sich als selbstloser Kämpfer gegen „rechts“. Was immer das in seinem überschaubaren politischen Bewußtsein sein soll. Der Versuch, auch im politisch Irrigen wenigstens etwas Substanz zu lokalisieren, scheitert nach der beschwerlichen Lektüre von Hensels plattitüdengesättigten und beinahe unlesbaren Vermächtnis, das das Branchenblatt „W&V“ veröffentlichte. Dazu der frühere Chefredakteur des Blattes Andreas Werb: „Als Chef der ‚w&v‘ 1995-1999 (dem Blatt ging’s damals noch richtig gut) hätte ich einen solchen Unrat, wie ihn der S&F-Großstratege verbreitet, nie ins Blatt gelassen. Was haben seine persönlichen politischen Phobien in einem Branchenblatt zu suchen???“.

Die Denkgesetze und etwas Sachkunde sind aber entbehrlich, wenn man auf der richtigen Seite aktiv ist. Ob es aber mit dem ehrenvollen Anliegen, das Hensel bei seiner „KeinGeldFuerRechts“-Aktion vortäuscht, tatsächlich soweit her ist, könnte zweifelhaft sein. Hensel stellt sich als jemand vor, der 10 Jahre Erfahrung im digitalen Marketing hat. Der also Werbung und Vermarktung im Netz aus dem Effeff beherrscht. Dass er sich dann bei der Verwendung urheberrechtlich geschützter Werke auf seiner Seite strafbar macht, wollen wir nicht zu hoch aufhängen (Verbreitung urheberrechtlich geschützter Werke, strafbar gem. §§ 106, 109, 2 UrhG; Strafrahmen: bis zu 3 Jahre Freiheitsstrafe oder Geldstrafe).

Dass er auf seiner Facebook-Seite das Impressum von saturn.de kopiert und nicht mal die Quelle löscht („Verantwortlich für das Angebot auf www.saturn.de gemäß § 5 Telemediengesetz sowie § 55 Abs. 1 Rundfunkstaatsvertrag“), lässt dann schon eher Zweifel aufkommen, ob es mit der Synapsenschaltung im Oberstübchen des Herrn Strategiedirektors wirklich zum Besten steht.

Dass er aber dem Erstbesucher seiner Seite rechts- und datenschutzwidrig gleich bis zu 59 Cookies unterjubelt, ist ein Skandal (Verwendung von 57 Cookies ohne Einwilligung der Betroffenen, ohne Hinweis auf deren Einsatz, deren Funktion und Speicherdauer auf dem PC oder mobilen Device der Aufrufer der Seite und ohne Opt-out-Möglichkeit, fehlende IP-Anonymisierung bei Einsatz von Google-Analytics: Datenschutzrechtliche Verstöße gem. §§ 12 Abs. 1, 13 Abs. 1, 15 Abs. 3 TMG, Ordnungswidrigkeiten, Geldbuße bis € 50.000 möglich, § 16 Abs. 3 TMG).

Das Setzen von Cookies geschieht nicht von selbst. Man muss es veranlassen. Hensel weiß das natürlich und hat es selber getan oder von seinen Helfershelfern erledigen lassen. Das Setzen von Cookies dient dem Zweck der Vermarktung der Daten der Besucher seiner Seite. Auf dieses Verfahren hinzuweisen ist Hensel gesetzlich verpflichtet. Er verletzt auch diese, oben zitierten, gesetzlichen Vorschriften. Er schlachtet die Besucher seiner Seite werblich aus.

Das ist also das wahre Gesicht unseres großen Kämpfers gegen Rechts. Ein Profi der Digitalvermarktung zieht eine Denunziantenseite hoch um die Daten der Dummerchen aus seiner echo chamber, die so naiv sind, ihm zu glauben und zu folgen, rechtswidrig zu vermarkten.

Hensel platziert illegal bis zu 59 Cookies

Hensel platziert illegal bis zu 59 Cookies

Und als sich gestern ein erster Text nur zurückhaltend begeistert über seinen Denunziantenstadl äußerte, reagiert seine Eminenz indigniert („Ich sitze seit Stunden in einem Meeting und kann leider erst jetzt sehen, was da passiert. Für alle achgut-Kettenhunde: ab jetzt wird bei Drohungen angezeigt.“). „Ansonsten gilt: Das ist eine simple Strategie der persönlichen Vernichtung und des Mundtotmachens, der ich mich natürlich keinesfalls beugen werde“, faucht Hensel weiter.

Und man fragt sich, warum er sich über eine angebliche Methode aufregt, die er selbst initiiert hat. Ja, die eigene Medizin schmeckt manchmal bitter. Hensels System, politische Gegner außerhalb des Rahmens des politischen Diskurses wirtschaftlich treffen und mundtot machen zu wollen, ist eine zeitgenössische Variante von „Deutsche wehrt Euch! Kauft nicht bei Juden!“. Ein Mann, der ein ganz und gar problematisches Verhältnis zum verfassungsmäßigen Recht der freien Meinungsäußerung hat, wenn andere dies in Anspruch nehmen. Dies aber selbst auch jenseits der Grenzen des rechtlich zulässigen ausübt: „Heute muss er (gemeint ist Henryk Broder, der Verfasser) sich faschistischer Kettenhunde bedienen, die meinen Arbeitgeber schädigen wollen.“ Vor dem Hintergrund seiner Methoden und seiner Terminologie darf man Gerald Hensel jetzt ungestraft als den „Hitler-Jungen von Scholz&Friends“ bezeichnen.

Dass eine grosse Agentur wie Scholz&Friends der Öffentlichkeit als Reaktion auf den auf sie niedergehenden Shitstorm weismachen will, dies sei die private Aktion eines Mitarbeiters, mit der sie nichts zu tun habe, zeigt, was für Kapazitäten da am Werke sind. Es ist das eine, wenn man einen Mitarbeiter hat, der sich privat im Linksextremen aufhält und irrlichtert. Wenn aber jemand, der an den Schaltstellen der Allokation von Werbegeldern sitzt, natürlich auch die Kunden dementsprechend beeinflußt, sich mit einem post-faschistoiden Eingriff in die Meinungsfreiheit profilieren will, unter Nennung seines Arbeitgebers bei W&V publiziert (die hätten ihn sonst gar nicht genommen) und der sich dann öffentlich bei seinem Arbeitgeber für die Unterstützung in dieser Sache bedankt, dann ist es nur völlig legitim, dieser Agentur eine Mitverantwortung zuzuschreiben.

© Joachim Nikolaus Steinhöfel 2016

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Kommentare

  1. A aus B

    Der selbsternannte Obersturmbandfü…ähh ich meinte natürlich Strategy Director hat jetzt seine davei davei Hatepage per Passwort geschützt. Warum wohl? 😉

  2. ordo ab chao

    diesem ulkig linksverwirrten XX§%§/&%$$XX scheint ein Hang zum Totalitären innezuwohnen. Seine linksfaschistische, denunziatorische Hetzseite davaidavai zu nennen, impliziert, dass er andersdenkende herzlichst ins Gulag wünscht…

    Kann es sich Scholz&mischpioke leisten, so jemanden zu beschäftigen bzw durch Alimentation durchzufüttern?! Oder ist solch eine totalitäre Gesinnung etwa Vorraussetzung, um solch einen Posten in der „Werbung“ zu ergattern…

  3. BettercallSaul

    Läuft bei ihrer Kanzlei wohl gerade nicht so gut, wenn Sie die Zeit finden, sich das Impressum eines Blogs im Detail anzuschauen, Herr Steinhöfel? Dann noch über das Setzen von Cookies einen Enthüllungs-Artikel zu verfassen, das ist investigativer Journalismus in Reinform! Wer da nicht sofort Pate werden will. Nur eine Frage der Zeit, bis die Leitmedien ihr cookiegate aufgegriffen haben…

  4. Vadder

    Habe doch tatsächlich gelesen zuerst gelesen: „Schlag doch mal einer den Hensel!“ Das Alter eben… die Augen wollen nicht mehr so… 🙂

  5. Richard Straetmans

    An Heinrich von Schlimmer:
    Ihre Information ist offensichtlich falsch. Soeben habe ich das Tracking auf Achgut.com geprüft und gefunden habe ich 6 Werbetracker und 3 Website Analytic Tracker.

  6. Peer Doerrer

    Vielen Dank Herr Steinhöfel für den sehr interessanten Text. Als Leser der Achse habe ich spontan eine 2 Jahrespatenschaft übernommen. Ich möchte mich so für hervorragende ehrliche und offene Artikel bedanken und meine Solidarität zeigen ! Weiter so !
    Und Hensel sollte vielleicht mal “ Hänsel und Gretel “ lesen , die böse Hexe wurde zum Schluss in den Ofen geschoben…
    oder anders gesagt “ Wer Andern eine Grube gräbt ,fällt selbst hinein ! „

  7. A. Walter

    Scholz & Friends haben doch ehemals den Werbeslogan für die Schwaben gemacht: „Wir können alles außer Hochdeutsch“. Jetzt können sie diesen Slogan wieder aus ihrer Archivkiste holen und als eigenen Slogan verwenden: „Wir können alles außer Werbung“

  8. umano

    Ergänzung: Breitbart wird definitiv in der Lage sein, den Schaden zu quantifizieren und findige US-Anwälte darauf ansetzen, Schadenersatz geltend zu machen. Nicht mehr „daweidawei“ sondern „owehoweh“. Hoffentlich hat der Kollege genug auf der hohen Kante.

  9. umano

    Der Eine oder Andere von uns ist sicherlich Mitentscheider bei Budgetvergabe / Agenturauswahl. Scholz und dessen Freunde werden mir sicherlich nicht mehr gegenübersitzen, solange der Rotarmist dabei ist. Es gibt ja genügend Alternativen. Kolle, Wensauer und Freunde freuen sich.

  10. Paul Siemons

    Das Dilemma an der Sache: durch die natürlich notwendige Gegenreaktion auf Hensels Treiben wird dem Würstchen gerade eine Aufmerksamkeit zuteil, die es im Leben sonst niemals durch eine wirkliche Leistung erreichen könnte. Es gilt zu hoffen, dass diese Aufmerksamkeit dazu führt, ihn in der gesamten Branche „bekannt““ zu machen. Vielleicht findet er in Nordkorea einen angemessenen Job.

  11. ordo ab chao

    „Ich sitze seit Stunden in einem Meeting und kann leider erst jetzt sehen, was da passiert. Für alle achgut-Kettenhunde: ab jetzt wird bei Drohungen angezeigt.“

    offensichtlich treibt Hänsel 😉 sein perfides Spiel während der Arbeitszeit! nix besseres zu tun bei Scholz&mischpoke???

    Habe auf jeden Fall schon einen Grossauftrag von dort abziehen lassen…

  12. Alex

    @Heinrich von Schimmer: Ein Verhalten wie Ihres sagt doch schon wieder alles. Herablassend bis Beleidigend, die eigenen Argumente halbgar was nicht so wichtig ist, wenn man seinen Abfall aus dem Elfenbeinturm auf die Braune Masse verteilt.

    1) Dawaidawai ist nicht auf medium.com gehostet. Somit trägt Herr Hensel vollste Verantwortung.

    2) die Achse setzt IP-Anonymisierung ein und ist somit rechtlich aus dem Schneider. Zumal es perfide wär, einer durch Werber marginalisierten Plattform vorzuwerfen, sie setze eben jene Technik zum Überleben ein, zu deren Nutzung sie die gleichen Werber zwingen.

  13. JP9

    @Tommy67

    „Ich habe diesbezüglich den Vorstand der Firma Opel kontaktiert und um Stellungnahme gebeten, inwieweit man sich dort bewusst ist, das ihr Agenturdienstleister Denunziantentum befördert.“

    Und inwieweit ist deine Aktion jetzt nicht genauso Denunziantentum?