Die Investigativchen aus dem „HuPo“-Land

Ein am Freitag von mir mit dem Bundesvorsitzenden der FDP, Christian Lindner, geführtes Interview und die mit einem von dessen Facebook-Seite verschwundenen Selfie verknüpften Rechtspopulismusvorwürfe haben am Wochenende die investigativen Journalisten der umstrittenen linkspopulistischen „Huffington Post“ (HuPo) auf den Plan gerufen. Man wollte Lindner einen Strick daraus drehen, dass er ein Selfie mit einem Autor der „Huffington-Post“ postete. Dass ich bei der HuPo mit lobenden Worten auch heute, am 11.09.2017, noch als Autor geführt werde, ist im Artikel wohl aus Platzgründen nicht erwähnt worden. Man muss Prioritäten setzen.

Der Autor der Huffington Post, mit dem sich Lindner nicht fotografieren darf

Eine kurze Zusammenfassung der Anfrage der HuPo und meiner Antworten findet sich hier: „Die Interview-Polizei fragt, Steinhöfel antwortet.“ Dann erschien gestern Abend mit mehrstündiger, sorgfältiger Recherche geschuldeter Verspätung der Text: Vorwurf Rechtspopulismus: Ein Selfie von Christian Lindner wirft Fragen auf.“

Der selbst bei den Anhängern der HuPo kontroverse Text ist ein Paradebeispiel dafür, wie man sich beim Weghitlern bis auf die Knochen blamiert (Weghitlern: die Entwertung von Argumenten unter Zuhilfenahme eines spontanen Nazivergleichs/Rechtspopulismusvorwurfs). Ich erlaube mir, einige der fast ausschließlich vernichtenden Kommentare von der Facebook-Seite der HuPo (also von deren eigenen Lesern) hier einzustreuen.

Ingo Stoll: für euch sind Alle, die was gegen Merkel´s Politik sagen „Rechtspopulisten!!

Der Text der HuPo wird unterhaltsam, wenn er anfängt sich damit zu befassen, „was Steinhöfel seitdem so treibt“. Also seit er irgendwann mal eine TV-Sendung hatte.

Niclas Kühn: Nicht alles was sich nicht radikal links positioniert ist automatisch rechts. Sowas nennt man politische Mitte

Also, was „treibt Steinhöfel seitdem so“?

1. „Steinhöfel war als Anwalt unter anderem schon für den rechtsnationalen Krawall-Schriftsteller Akif Pirinçci und den ehemaligen ‚Spiegel‘-Journalisten Matthias Matussek tätig. …Nun ist das noch kein Grund für einen Vorwurf an Steinhöfel. Man hätte dem SPD-Politiker Otto Schily auch nicht vorgeworfen, dass er mit der RAF sympathisierte, nur weil er ihre Mitglieder vor Gericht verteidigte.“

Warum werden die Mandanten dann erwähnt? „Jeder hat das Recht auf einen Anwalt“. Schon mal davon gehört? Ziel der Passage ist Sippenhaft, Gleichsetzung von Anwalt und Mandant, guilt by association. Und dies dokumentiert eine schamlose Verletzung journalistischer Standards und ein zweifelhaftes Verhältnis zu den Grundregeln eines demokratischen Rechtsstaates und zur Meinungsfreiheit.

Sophie Lein: Es ist nicht zu akzeptieren, dass plötzlich Politker anderer Parteien oder irgendwelche Personen anfangen, Vorschriften machen zu wollen, welcher Politker sich mit wem trifft, welcher Anwalt welche Mandanten betreut und wer mit wem nicht geredet haben darf, bevor man sich mit jemandem trifft. Dies widerspricht der Demokratie und jedem freiheitlichen Denken, sorgt für eine immer tiefere Spaltung der Gesellschaft und ist nur dazu da, zu vertuschen, dass man selbst keine Argumente hat.

2. „Fragwürdiger ist eher – und da wird das Selfie für Lindner zum Problem – dass Steinhöfel Beziehungen zur neurechten Szene in Deutschland pflegt. Damit könnten sich Lindner-Kritiker bestätigt fühlen.“ Abgesehen davon, dass sich Lindner-Kritiker immer bestätigt fühlen, beginnt jetzt der hochkomische Versuch, „Beziehungen zur neurechten Szene“ zu belegen.

Sergius Drakas: Mal auf den frühen Abend auf die Schnelle ein paar Leute zu Kontaktnazis erklären.Güllejournalismus von der HuffPost Deutschland.

Versuch 1: „So erschien das Interview mit Lindner unter anderem auf der umstrittenen Webseite ‚MM News’“. Eine Webseite nutzt einen jederman zugänglichen Link zu YouTube. Was kann man daraus herleiten?

Frank Schrange Was ist geschehen? Ein Interview in einem ökologisch unkorrekten PKW und dazu noch ein Selfie. Ziemlich verwerflich.

Versuch 2: „Problematischer als das Interview selbst ist für Beobachter, dass Lindner sich überhaupt mit Steinhöfel abgibt und stolz ein Selfie mit ihm macht.“ Abgibt? Klingt das nicht anmassend, überheblich, vielleicht sogar geradezu menschenverachtend? Und richtet die HuPo dieselben Vorwürfe jetzt auch an Sarah Wagenknecht, Norbert Röttgen, Dieter Kronzucker und Sandra Maischberger, die sich alle mit mir haben fotografieren lassen. Und an die ARD, die die Fotos auf Kosten des Gebührenzahlers hat herstellen und auf ihrer Website veröffentlichen lassen? Oder an Justizminister Maas, der vor zwei Wochen auf einer Veranstaltung in Hamburg auf mich zukam, mir die Hand gab und „Ach Hallo, wie geht’s?“ fragte. Oder an Heiner Geißler, weil er mit mir in einer Limousine zu „Anne Will“ hin und zurück gefahren ist? Oder an Olaf Scholz, Rainer Brüderle, Norbert Blüm, Kathrin Göring-Eckardt, Oscar Lafontaine, Walter Riester usw usf, die ich bei ähnlichen Anläßen traf? Lassen wir es.

Versuch 3: Jetzt darf sich der kontroverse „Medienjournalist Boris Rosenkranz“ blamieren. Sein von der HuPo zitierter tweet: “Da freut sich Christian Lindner aber, dass er rechts neben dem Pirinçci- und Matussek-Anwalt Joachim Steinhöfel steht.” Sowas fliegt aus jeder Schülerzeitung raus. Zuvor hat die HuPo die Mandantenstruktur als irrelevant bezeichnet, wiederholt diese jetzt aber. Vielleicht bleibt ja doch etwas kleben. Den genialen Wortwitz von Rosenkranz? Geschenkt! Sein problematisches Verhältnis zum Rechtsstaat wird Rosenkranz zu klären haben. Dumm ist nur folgendes: Rosenkranz’ Partner bei dem Portal Übermedien ist Stefan Niggemeier. Niggemeier hat in der FAZ einen langen Text über die „krassen Fehlleistungen der Medien“ bei der Berichterstattung über die unsägliche Pegida-Rede von Pirincci geschrieben. Er nennt „Die evangelische Nachrichtenagentur epd“, „Zeit Online“, „Bild“, „Handelsblatt“, Deutschlandfunk, „Berliner Zeitung“, „sie alle verfälschten Pirinçcis Aussage“, schreibt er. Nennt weiter den „Tagesspiegel“, Markus Lanz im ZDF, die „Tagesschau“. Mein Anwaltsbüro hat nicht nur vom ZDF eine Unterlassungserklärung erwirkt, sondern auch vom Vorsitzenden der Bundespressekonferenz. Rosenkranz’ Partner Niggemeier hat als Journalist also genau dasselbe getan, wie ich als Anwalt, Fehlleistungen der Medien angegriffen. Höchste Zeit also, auch Niggemeiers und Rosenkranz’ Verbindungen in die „neurechte Szene“ einmal zu durchleuchten? Hätte man alles recherchieren können!

Versuch 4: „Der SPD-Generalsekretär Hubertus Heil twitterte als Reaktion auf das Selfie: ‚Es ist sehr bedenklich, wie Christian Lindner sich derzeit an den rechten Rand ankuschelt. Liberal ist das nicht.’“ Das ist ein Niveau, als würde ich Hubertus Heil wg. seines Nachnamens in die rechte Ecke rücken. Keine anderen Sorgen, Hubertus? Die SPD steht bei 21% und Martin Schulz bot heute Merkel die Stelle als Vizekanzlerin an. Alles ersichtlich beleg- und substanzlos.

Versuch 5: „Der Kommunikationsberater Philip Husemann schreibt auf Facebook zu dem umstrittenen Foto: ‚Christian Lindner hat sich im Wahlkampf mit einem bekannten neurechten Influencer per Social Media produziert: Ziel AfD-Wähler gewinnen.’“ Kennt jemand den „Kommunikationsberater“ Philip Husemann? Muss wohl eine Stimme von Gewicht sein. Google hilft: Er arbeitet bei der skandalumwobenen Werbeagentur Scholz & Friends, die schon den Denunzianten Gerald Hensel beschäftigte und sich Millionenetats aus dem Familienministerium von (damals) Frau Schwesig sichern konnte. An fragwürdigen Mitarbeitern scheint bei dieser Agentur kein Mangel zu herrschen. Der tweet erschöpft sich in Spekulationen und faktenfreien Unterstellungen.

Renate Stein: Hetzjagd auf Demokraten, was anderes ist das nicht. Noch darf man mit jedem reden und man darf auch Selfies machen. Die Achse des Guten macht besseren Journalismus als die Huff, die zeigen Quellen und beziehen Stellung ohne zu diffamieren.

Versuch 6: „Dabei hätte Lindner und seinen Beratern ein Blick ins Netz genügt, um zu sehen, in welchem Umfeld Steinhöfel zuletzt gegen das Netzwerkdurchsetzungsgesetz gekämpft hat. So trat Steinhöfel in diesem Jahr als Redner auf dem Sommerfest der Wochenzeitschrift ‚Junge Freiheit’ auf.“ Da war ich. Und saß neben dem polnischen Botschafter und der Präsidentin des polnischen Verfassungsgerichts. Die Rede „Frau Merkel ist eine ehrenwerte Frau“ hat weit über 100.000 Abrufe bei Youtube. Und wenn ich damit etwas für die Aufhebung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes tun konnte, freut mich das. Aber was hat das mit „neurechts“ zu tun? Kommt es nicht eher darauf an, was man sagt, als wo man es sagt? Sigmar Gabriel wollte sich doch auch mit Pegida treffen und Frau Käßman mit den Taliban. Ach ja, die Rede sei „durchzogen von…zweifelhaften Angriffen auf Spitzenpolitiker“. Das will ich doch hoffen! Und: „Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz nennt Steinhöfel in seiner Rede einen ‚gesetzgeberischen Gewaltakt’ und den ‚massivsten Anschlag auf die freie Meinungsäußerung seit Adenauers Versuch, ein Staatsfernsehen zu etablieren.’“ Richtig zitiert und absolut zutreffend. Die Passagen hätten übrigens auch von Frau Dr. Sitte (LINKE) oder Dr. Konstantin von Notz (Grüne) stammen können. Beide erklärte Gegner dieses Gesetzes.

Alexander Meyer Fragen wirft vor allem auf, dass sowas als Journalismus verkauft wird und Zusammenhänge konstruiert werden, die nicht da sind. Christian Lindner zeigt also Nähe zum Rechtspopulismus, weil er Joachim Steinhöfel ein Interview gibt, welcher als „Neuer Rechter“ gilt, weil er einen Vortrag auf Einladung der „Jungen Freiheit“ hält? HuffPost macht sich mit dieser Logik lächerlich. Zur Meinungsfreiheit gehört auch, dass man erstmal mit jedem sprechen darf. Deswegen macht man sich noch lange nicht mit dieser Person oder Institution gemein.

Versuch 7: Und dann folgt der Todesstoß: „Auftritt mit dem rechtskatholischen Priester Wolfgang Ockenfels“.

Andreas Klanke „Rechtskatholisch“……wow. Eine neue Wortschöpfung. Da hat sich das Lesen ja wieder „gelohnt“!

„Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz war auch Steinhöfels Thema bei einer Rede im Mai, die er am Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg von Wolfgang Ockenfels hielt.“ – Richtig heißt der Gastgeber Prof. Dr. Wolfgang Ockenfels. Neben mir auf dem Podium saß Wolfgang Bosbach von der CDU. Womit alles was für mich gilt, folgt man den Denkgesetzen, auch für Wolfgang Bosbach gelten muss. Ich erspare mit eine auch nur auszugsweise Aufzählung der hohen und höchsten Beamten der Bonner Republik, die auf der Veranstaltung zu Gast waren und sich jetzt wohl alle warm anziehen müssen.

Markus Journal „Journalismus“ der Huffpost: Der hat gesagt…Der hat geschrieben…Der hat Video gemacht…rechtspopulistisch…rechts… usw. Fehlt nur der Satz: Ja sorry, wir haben selbst keine Ahnung von Journalismus, da wir ausschliesslich Wahlkampf machen müssen.

Wer auch nur ein Feinstäubchen Substanz in diesem drittklassigen Diffamierungsversuch entdeckt, möge sich bitte bei mir melden. Er erhält einen Schokoladenweihnachtsmann seiner Wahl. Wenn ihr euch schon mit mir anlegen wollt, Jungs, dann schickt doch bitte nächstes Mal nicht die zweite Garnitur vorbei.

© Joachim Nikolaus Steinhöfel 2017

Anmerkung: Mein Anwaltsbüro hat kürzlich für Matthias Matussek eine einstweilige Verfügung gegen die „Huffington Post“ erwirkt. Die „Huffington Post“ hat diese einstweilige Verfügung als endgültige Regelung anerkannt.

Anmerkung 2: Ein Kommentar zu diesem Text lautet so: „Hupo säubert stark die Kommentare. Sämtliche Hinweise auf Ihre Autorenschaft dort oder Ihre Entgegnung hier wurden letzte Nacht weggemerkelt.“

 

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Kommentare

  1. Enrico Stiller

    Wir müssen mal über Suchtkrankheit reden. Sucht ist extrem schwer zu bekämpfen und sehr langlebig. Was das mit Journalismus zu tun hat? Viel. Mit Journalismus, Elite und Raymond Aron – der ein grossartiger Journalist war. Besagter Aron hat vom „Opium der Intellektuellen“ gesprochen, und er meinte damit den unstillbaren Drang der intellektuellen Elite seiner Zeit, quasi-religiösen Wolkenkuckucksheim-Ideologien anzuhängen. Konkret: dem Kommunismus.
    Der war für die Intellektuellen genau so für ihr psychisches Wohl unverzichtbar wie es religiöser oder sektiererischer Glaube für viele Menschen ist, die sich die verstörende Welt „heimisch“ und von wenigstens einigen Gewissheiten erfüllt machen wollen.
    Davon liessen sich die Intellektuellen auch dann nicht abbringen, als Chruschtschow über die Verbrechen Stalins berichtete. Man erfand einfach den „Kommunismus mit menschlichem Antlitz“, und ähnliches. Auch Pol Pot und ähnliche Menschenfreunde führten nicht zu einem Überdenken der eigenen weltlichen Religion (Pol Pot fand sogar prominente Apologeten, z.B. in Gestalt des berühmten Linguisten Noam Chomsky).
    Schwieriger wurde die Lage nach dem Zusammenbruch der SU. Kommunismus war beim besten Willen nicht mehr als „cool“ anzusehen. Aber plötzlich drohte im Hirnlein des westlichen Intellektuellen eine unbequeme, kalte Leere.
    Und die musste aufgefüllt werden. Denn wenn man sich mal an Gewissheiten in historischen Gesetzmässigkeiten und moralischen Eindeutigkeiten gewöhnt hat, ist es schwer, ohne sie auszukommen. Sucht eben.
    Und – o Wunder – Ersatz und Hilfe nahte. In Gestalt des Multikulturalismus, der sich wunderbar mit der Entwicklung der Globalisierung paaren liess, man erfand sozusagen die philosophische Seite der Globalisierung. Die Nation – pfui. Alle Menschen werden Brüder. Es lebe der Internationalismus. Diesmal nicht der proletarische, sondern der moralische, interkulturelle.
    Die Übergänge sind fliessend, und deshalb wurden die Intellektuellen-Hirnlein auch nicht überfordert. Die alten kommunistischen Denkmuster mussten nur mit wenigen Stellschrauben etwas neu angepasst werden (H.P. Sieferle hat das luzide entlarvend beschrieben, was ihm folgerichtig den Hass der Intellektuellen einbrachte).
    – Und deshalb muss man mit unseren Presseleuten Milde walten lassen. Sie sind Suchtkranke. Denn sie halten sich für Intellektuelle, und zu diesen gehört die Sucht nach einer einheitlichen, verbindlichen, alles erklärenden Ideologie dazu. Ohne Ideologie – kein Intellektueller.
    Wenn andere (gar wirkliche Intellektuelle) die Gemütlichkeit dieses geistigen Eigenheims stören, sind sie Feinde. Denn sie kritisieren nicht nur. Sie gefährden das psychische Wohlbefinden des (ja, Pseudo-) Intellektuellen.
    Und das ist nicht nett.
    Sie sind nicht nett zu den Intellektuellen in der Presse, Herr Steinhöfel. Pfui!

  2. Alexander Bast

    Sehr schön den Meinungsfaschismus auseinandergepflückt. Kommentarbereich bei der HuPo ist jetzt ganz weg. Wird seine Gründe haben.

  3. Reiner W.

    Leute wie sie antworten auch erst um 2 Uhr nachts – in der Hoffnung nicht mehr entdeckt zu werden (oder weil der Rausch dann erst ausgeschlafen wurde?)
    Ich muss gleich zur Arbeit – aber auf so etwas wie Sie habe ich dennoch ein Auge

  4. Reiner W.

    @ P. Siemons
    Ja stark!
    Dass gerade eine intellektuelle Bombe wie Sie über der allgegenwärtigen und allerbärmlichen Autokorrektur steht.
    Wahnsinn!
    Liegt vermutlich daran, dass Sie vorm heimischen, von mir mitfinanzierten PC sitzen, während ich in der Frühstückspause aufs Handy schmiere.

    Btw., das W. steht bei mir für Winkler.

    Und jetzt geh weiter nach billigem grind lurken. Sollte ich eines Tages an der Macht sein, werde ich es Denunzianten und schmierigen Zinkern wie Ihnen schon neischürrn!!